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lich an den Volkskundler Erich Kröner-Grimm, erging. Darin ist vor allem von
den umfangreichen Aktivitäten der ÖGL die Rede, wobei die „finanziellen und
personellen Möglichkeiten […] völlig ausgeschöpft“ wurden. Allein an Lesun-
gen wurden 41 Abende vor großem Auditorium veranstaltet. Dazu kam noch
eine Reihe von Presseempfängen, Buchpräsentationen und Cocktails mit Jour-
nalistinnen und Journalisten, Verlegern, Kulturbeamten und Schriftstellerinnen
und Schriftstellern. Höhepunkt war ein seit vielen Jahren wieder erstmals ver-
anstaltetes Ost-West-Symposion über „Die Verantwortung des Schriftstellers“,
zu dem eine große Anzahl namhafter Persönlichkeiten der internationalen Lite-
ratur geladen war.
Insbesondere wurden werbetechnische Maßnahmen forciert, dies geschah
durch einen monatlichen „Literatur-Kalender“, der auf allen für kulturelle Ver-
anstaltungen vorgesehenen Plätzen plakatiert wurde. Auf Sendung gegangen war
eine einstündige ORF-Fernsehdiskussion unter der Leitung von Kraus, die in
der Vorweihnachtszeit für den Buchkauf werben sollte. Darüber hinaus unter-
stützte die ÖGL auch die Veranstaltungen der „Österreichischen Buchwoche“
organisatorisch, und es wurden auch den Bundesländern Veranstaltungen ange-
boten.
Als eines der zentralen Probleme hinsichtlich der Förderung von Literatur
und Buch nannte der Bericht die „Verdünnung des Angebots (quantitativ und
qualitativ) außerhalb der städtischen Agglomerationsgebiete“. Deshalb versuch-
te die ÖGL ein Projekt zu initiieren, das 1973 starten sollte: mit Unterstützung
des Unterrichtsministeriums und Beihilfe der einzelnen Landesschulräte wollte
man Schriftstellerinnen und Schriftsteller in die Allgemeinbildenden Höheren
Schulen außerhalb der großen Städte senden. Das Konzept stieß „sowohl bei
den für die Literaturförderung Verantwortlichen als auch in der Schulsektion
auf großes Interesse“.216
Regionale Konkurrenz erwächst
In den 1970er Jahren sollten auch von der ÖGL organisierte Lesungen in den
Bundesländern stattfinden, wie Kraus in einem Brief an Hans Weigel berichtet.
Insofern versuchte die ÖGL, den Veranstalterinnen und Veranstaltern in den
Landeshauptstädten Konkurrenz zu machen, wie zum Beispiel dem in Salzburg
angesiedelten Literaturforum „Leselampe“, die ab 1970 von Hans Weichselbaum
geleitet wurde und wo neben Berühmtheiten wie Artmann, Bachmann, Canet-
ti und Torberg immer wieder auch junge österreichische Autorinnen und Auto-
216 Beilage zu einem Brief von Hans Haider an Erich Kröner-Grimm (UNESCO), 10.
Februar 1973,
ÖGL-Archiv.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
140 Die Österreichische Gesellschaft für Literatur (1961–1975)
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Titel
- Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Autor
- Stefan Maurer
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-23312-1
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 452
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
- 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
- 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
- 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
- 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
- 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
- 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
- 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
- 3.6 Forum der Jugend 180
- 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
- 3.8 Resümee 190
- 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
- 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
- 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
- 7. RESÜMEE 399
- 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
- 9. PERSONENREGISTER 437