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burger Otto-Müller-Verlag erschienen,239 der ab 1966 auch die Nachfolgezeit-
schrift „Literatur und Kritik“ verlegen würde. Die Anthologie dokumentiert
zwar den Aufbruch einer Generation – es finden sich u. a. Beiträge von Thomas
Bernhard, Andreas Okopenko, Elfriede Gerstl, Heidi Pataki, Wieland Schmied
und Hans Weißenborn –, zählte aber zu den kommerziellen Misserfolgen des
Verlags.240 Kraus’ Kritik an dem Projekt beinhaltet weniger literaturästhetische
Aspekte, er findet die „Zusammenstellung des Werkes wirklich sehr gut, leben-
dig und originell“, bemängelt jedoch, dass
in der Vorbemerkung zur biographischen Notiz unseres Freundes Dor nur Otto
Basil und Hans Weigel namentlich erwähnt werden und ausserdem der Hinweis
zu lesen ist, dass dieses Buch Peter Strasser gewidmet ist. Ich persönlich halte es
einfach für sachlich unrichtig, dass z. B., wenn schon Weigel und Basil aufschei-
nen, ein Name wie Brunmayr und überhaupt die Tätigkeit des Ministeriums und
von mir aus der Stadt Wien unberücksichtigt bleiben. Ich bin absolut überzeugt,
dass diese Konstellation keine gute Resonanz finden wird, und ich muss sagen, dass
ich meinen Beitrag nicht in einen solchen Zusammenhang gestellt hätte. Ohne die-
se Vorbemerkung wäre alles besser.241
Gemeinsam werben die beiden auch um Autorinnen und Autoren und deren
Mithilfe bei der Promotion österreichischer Literatur, was die enge Zusammen-
arbeit zwischen den beiden vom Unterrichtsministerium geförderten Instituti-
onen beweist. In einem Formbrief, der an verschiedene Autorinnen und Auto-
ren versendet wurde – in diesem Fall ist es Hans Weigel –, zeigen sich die ÖGL
und die Redaktion von „Wort in der Zeit“ sehr verbunden,
wenn Sie mithelfen wollten, diese Bemühungen zu erleichtern, indem Sie bei Ihren
Arbeiten daran denken, Werkproben, vor allem Ihrer neuen Arbeiten, der Zeitschrift
möglichst frühzeitig zur Verfügung zu stellen und gegebenenfalls Vorschläge für
essayistische Arbeiten zu unterbreiten. Wir würden uns auch sehr freuen, wenn Sie
uns Informationen über Ihre Pläne und über Ihre Erfolge von Fall zu Fall mitteilten.
Wir sind überzeugt, daß nur durch ein Zusammenwirken aller Kräfte und Interessen
das literarische Leben Österreichs in wirkungsvoller Form repräsentiert werden kann.
Wir hoffen sehr auf Ihre Mithilfe!242
239 Gerhard, Fritsch, Wolfgang Kraus, Hans M. Loew, Herbert Zand (Hg.): Frage und Formel.
Gedichte einer jungen österreichischen Generation. Salzburg: Otto Müller 1963.
240 Vgl. Holl: Literaturgeschichte Salzburgs von 1945 bis zur Gegenwart. In: Hanisch, Kriechbau-
mer (Hg.): Salzburg. Zwischen Globalisierung und Goldhaube, S. 682.
241 Wolfgang Kraus an Gerhard Fritsch, 24. August 1962, NL GF, Archivbox 29.
242 Wolfgang Kraus und Gerhard Fritsch, 10. August 1962, NL GF, Archivbox 29.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
148 Die Österreichische Gesellschaft für Literatur (1961–1975)
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Titel
- Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Autor
- Stefan Maurer
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-23312-1
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 452
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
- 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
- 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
- 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
- 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
- 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
- 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
- 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
- 3.6 Forum der Jugend 180
- 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
- 3.8 Resümee 190
- 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
- 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
- 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
- 7. RESÜMEE 399
- 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
- 9. PERSONENREGISTER 437