Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Seite - 156 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 156 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

Bild der Seite - 156 -

Bild der Seite - 156 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

Text der Seite - 156 -

von der ÖVP geleiteten und verwalteten Ministeriums sicher nicht am Her- zen“,277 wie Hilde Spiel hinsichtlich der Einladungspolitik der ÖGL festgehal- ten hat. Kulturpolitische Versäumnisse Die Rückholung und Reintegration der österreichischen Emigrantinnen und Emigranten durch die offiziellen staatlichen Stellen war nach 1945 stark ver- nachlässig worden. Dies hatte aus gesellschaftspolitischer Perspektive auch damit zu tun, dass der „antifaschistische Konsens“ der Regierungsparteien, die sich aus der Unterdrückung der (nun wieder) demokratischen Parteien durch das NS-Regime erklärt, durch die sogenannte Opferthese abgelöst und innen- sowie außenpolitisch instrumentalisiert wurde. Dies hatte Konsequenzen für den Umgang mit den Exilierten in Wissenschaften, Politik und Kunst. Konstantin Kaiser hat registriert, dass Ende der 1950er Jahre bis Anfang der 1970er Jahre eine „öffentlich manifeste Rezeption der Exilliteratur kaum feststellbar“278 gewe- sen sei. Es waren vielfältige Kontexte, die sowohl einer Rückkehr als auch der Aner- kennung der Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ihrer ehemaligen Heimat im Weg standen. Diese reichen von wirtschaftlichen, kulturpolitischen bis hin zu persönlichen, die Exilantinnen und Exilanten betreffenden Faktoren, weshalb etwa die „Bilderbuch-Heimkehr“279 von Hans Weigel Ende Juli 1945 als Ausnah- me gelten sowie seine Haltung generell als Extremposition bezeichnet werden muss. 1932 aus der Israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten, bezeichnete er sich seither als Nichtjude, emigrierte wenige Tage nach dem „Anschluss“ in die Schweiz, und weigerte sich, ein Visum in die USA anzunehmen, um geographisch möglichst nahe an Österreich bleiben zu können. Gegenüber Friedrich Torberg hat er das Klima in der Schweiz als „absolut scheußlich“280 beschrieben, gleich- zeitig hat er die Vernichtung der europäischen Juden marginalisiert, wenn er etwa unter dem Titel „Wir sind quitt“, im „Wiener Kurier“ im Oktober 1945 folgendes 277 Spiel: Die österreichische Literatur nach 1945, S. 98. 278 Konstantin Kaiser: Phasen der Rezeption und Nicht-Rezeption des Exils in Österreich – skiz- ziert am Skandal der Exilliteratur. In: Evelyn Adunka, Peter Roessler (Hg.): Rezeption des Exils. Geschichten und Perspektiven der österreichischen Exilforschung. Wien: Mandelbaum-Verl. 2003, S. 21–34, hier S. 25. 279 Vgl. Hans Weigel: Eine Bilderbuch-Heimkehr. Kapitel aus meinen nichtgeschriebenen Memoi- ren. In: Jochen Jung (Hg.): Vom Reich zu Österreich. Kriegsende und Nachkriegszeit in Öster- reich. Salzburg, Wien: Residenz Verl. 1983, S. 76–82. 280 Hans Weigel an Friedrich Torberg, 28.  Februar 1946, Wienbibliothek im Rathaus, ZPH 588, Nachlass Friedrich Torberg, Archivbox 23 [im Folgenden zitiert als NL FT]. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 156 Die Österreichische Gesellschaft für Literatur (1961–1975)
zurück zum  Buch Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945"
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945