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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Seite - 179 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

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In der ersten Zeit nach der ÖGL-Gründung wurde sofort ein Kontakt zu Sper- ber hergestellt, Kraus besuchte ihn in seinem Pariser Büro des Verlagshauses Calmann-Lévy und schrieb in einem Brief, dass er sich „an die Stunde […] immer erinnern“ werde und hoffe, „dass wir uns im Laufe der nächsten Jahre noch oft begegnen und sprechen werden. Ich bin eben dabei, einen ausführli- chen Artikel für die ‚Presse‘ über Ihr Werk zu schreiben, und je mehr ich mich damit beschäftige, umso tiefer und weiter werden die Perspektiven, die sich mir eröffnen.“367 Sperber wurde im März 1962 von P.E.N.-Club und ÖGL zu einer Lesung ein- geladen. Er bemerkte gegenüber Kraus, dass er sich freue, den „Wiener Intellek- tuellen wieder zu begegnen“ und nahm „jeden Vorschlag auf Begegnungen und Diskussionen, den Sie mir machen werden[,] an.“368 Die Lesung musste jedoch auf Juni verschoben werden, im Rahmen derer Sperber aus dem bis dahin unver- öffentlichtem Roman Der schwarze Zaun las. Im Mai 1965 hielt er einen Vortrag über „Karl Kraus oder das Unglück, ein Moralist zu sein“ und nahm im selben Jahr an dem Round-Table-Gespräch „Unser Jahrhundert und sein Roman“ teil.369 Zwischen 16. und 20.  Jänner 1967 war er mit einer ganzen Vortragsreihe ver- treten, die die ÖGL in Kooperation mit der Österreichischen Hochschülerschaft und dem Philosophischen Institut der Universität Wien organisiert hatte. Zusätz- lich nahm er im selben Monat an der ÖGL-Diskussion „Literatur und Politik“ teil und hielt zusätzlich noch einen Vortrag über „Macht und Ohnmacht der Intellektuellen“. Im Februar 1970 trug er über „Alfred Adler oder das Elend der Psychologie“ vor. Am nachhaltigsten und folgenreichsten wurde Kraus aber gerade von einem Exilautor angegriffen, nämlich dem 1935 geborenen Herbert Kuhner, Schrift- steller, Übersetzer und Herausgeber österreichsicher Lyrikanthologien, weil die- sem von der „Kulturkontaktstelle“ ein Reisestipendium nach Australien abschlä- gig bescheinigt wurde, weshalb er eine mediale Kampagne gegen Kraus lostrat. Kuhner, der 1963 aus dem US-Exil nach Wien zurückgekehrt war, veröffentlich- te 1976 in der englischen Zeitschrift „Index on Censorship“ einen Text, der Kraus und seine Förderungs- und Stipendienvergaben im Rahmen seiner Tätigkeit für das Außenministerium in äußerst schlechtem Licht darstellte (vgl. dazu Kapitel 4.4). In Der Ausschluss. Memoiren eines Neununddreißigers (1988) hat Kuhner diese Causa literarisch verarbeitet und den daran beteiligen Akteuren verklau- sulierte Namen gegeben, so firmiert Kraus als „Dr.  Laus“. Kraus war darüber 367 Wolfgang Kraus an Manès Sperber, 28.  März 1962, ÖGL-Archiv. 368 Manès Sperber an Wolfgang Kraus, 5.  April 1962, ÖGL-Archiv. 369 Vgl. dazu Ursula Ebel, Holger Englerth: Inszenierung: Ost Roman West. Das II. Round-Tab- le-Gespräch der Österreichischen Gesellschaft für Literatur: „Unser Jahrhundert und sein Roman“ (25.–27. Oktober 1965). In: Stocker, Rohrwasser (Hg.): Spannungsfelder, S. 67–97. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 179
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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