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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Seite - 191 -
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das, so Pierre Bourdieu, „gewiß den sichersten und eindeutigsten Indikator für die Position innerhalb des Feldes“ darstellt, da „er doch vortrefflich das Ausmaß an Unabhängigkeit von der Nachfrage des ‚breiten Publikums‘ und den vom Markt ausgehenden Zwängen […] bzw. das Ausmaß an Unterordnung unter sie“405 misst, ergibt sich aufgrund der Gleichzeitigkeit von Strömungen im lite- rarischen Feld nicht immer ein kohärentes Bild bzw. treten Widersprüche auf, die hingenommen werden müssen. Die ÖGL als Institution mag als feldbestimmende Instanz gewirkt haben, in ihrem kulturpolitischen Rahmen waren ihr jedoch auch Grenzen gesetzt, da die Ausdifferenzierungs- und Autonomisierungsprozesse des literarischen Feldes in den 1960er Jahren jedenfalls aus literaturgeschichtlicher Perspektive zuneh- mend von anderen Institutionen wie etwa dem „Forum Stadtpark“ ausgehend erfolgte. Das Ensemble an Auftritten gehorcht dabei zwar Prinzipien der Kano- nisierung, und die bisher eingeschränkte literaturwissenschaftliche Behandlung der ÖGL dürfte auch daran gelegen sein, dass sie keinen Kreis von Schriftstel- lerinnen und Schriftstellern hervorbrachte bzw. präsentierte, sondern eben mehr als eine Art literarischer Salon fungierte. Hinsichtlich ihrer Einladungspolitik war die ÖGL in den ersten fünf Jahren ihres Bestehens noch der älteren Generation österreichischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller verpflichtet, wobei jedoch auch die Exilliteratur mit einge- schlossen war. In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre fand eine stärkere Öffnung hinsichtlich der jüngeren Generation statt. Dem Pluralismus innerhalb der öster- reichischen Literatur wurde ein Podium geboten, Ausgrenzungen erfolgten dem- gemäß vor allem aus ideologischen Gründen, wie etwa bei Autorinnen und Autoren, die der KPÖ nahestanden. Die Allround-Aktivitäten der ÖGL beweisen sich nicht nur in der Veranstal- tung von Diskussionen, die sich nachdrücklich der nationalen Identität widme- ten, die hinsichtlich geschichtspolitischer Aspekte auch ihre Unschärfe hatten, aber ebenso daran, dass auch die Jugend mit eigenen Programmschwerpunkten versorgt wurde. Die Miteinbeziehung von Autorinnen und Autoren aus dem Einzugsbereich der Sowjetunion ist innerhalb des ÖGL-Programms vor allem als geschickter Schachzug der österreichischen Auslandskulturpolitik zu bewer- ten, die im Rahmen einer österreichischen „Ostpolitik“ erfolgte. Es waren man- nigfaltige Aktivitäten und Zielsetzungen, denen die ÖGL hier nachzukommen bemüht war, und obwohl sie budgetär gut ausgestattet war, gerieten österreichi- sche Autorinnen und Autoren, gerade in der Anfangszeit, eher ins Hintertreffen. Anhand der Darstellung und Analyse einer solchen Institution des Literatur- 405 Pierre Bourdieu: Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes. Aus dem Frz. übers. v. Bernd Schwibs u. Achim Russer. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2001 (= stw 1539), S.  345. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Resümee 191
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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