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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Seite - 198 -
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geflecht“15 mit Autorin bzw. Autor, Text und Leserin bzw. Leser stand, als Relais, und nur zu bestimmten Texten wurden Kontakte geschaltet. In der Folge wird auch zu zeigen sein, dass bestimmte literarische Strömungen nicht zum zentra- len Anliegen seiner literaturvermittelnden Tätigkeit zählten. Da es der Literaturvermittlung meist um Belletristik zu schaffen ist, steht vor allem die Textgattung Roman im Vordergrund. Auch Kraus hat sich in seiner literaturkritischen und -vermittelnden Tätigkeit dieser Gattung verschrieben, es finden sich innerhalb seines breiten literaturkritischen Œuvres nur eine Hand- voll Rezensionen, die sich der Lyrik oder des Dramas annehmen. Bevor Kraus’ praktische Tätigkeit in den Fokus gerückt wird, soll jedoch zunächst sein Lite- raturverständnis herausgearbeitet werden, das mit seinem Habitus bezüglich dieser Vermittlungstätigkeit in unauflösbarem Zusammenhang steht. Erst durch diese Charakterisierung lassen sich Kraus’ Tätigkeiten richtig einschätzen und in der Folge analysieren. Nach Pierre Bourdieu gilt der „Habitus“ als etwas in Sozialisationsprozessen Erworbenes und umschreibt eine Reihe von sozialen sowie mentalen Dispositi- onen und Handlungsmustern.16 Der Begriff umschreibt die mental habits eines Akteurs im literarischen Feld und bezeichnet das „verinnerlichte Soziale“, wobei dem Subjekt nicht die Handlungsfähigkeit abgesprochen, sondern der Akteur in der Eigenheit seiner Epoche dargestellt wird. Wie Christian Klein zusammen- gefasst hat, ist der Habitus „die internalisierte, unbewusste, von der jeweiligen Herkunft mitbestimmte Folie, nach der soziales Handeln und Wahrnehmen gesteuert werden. Der Habitus objektiviert sich in allen Lebensäußerungen“.17 Mit diesem Begriff treten die „aktiven, erfinderischen, ‚schöpferischen‘ Fähig- keiten des Habitus und des Akteurs“18 hervor, er bezeichnet etwas „Erworbenes“ und zugleich ein „Haben“. Die Präferenzen, die der Akteur durch den „Habitus“ setzt, sind dabei zwar stilistischer, politischer oder religiöser Natur, aber nicht einfach dessen Herkunft zuzurechnen, da sich diese erst aus der zusammenwir- kenden Konstellation von Habitus und literarischer Welt ergeben und somit einer permanenten Transformation unterworfen sind. Hans Ulrich Wehler hat darauf hingewiesen, dass der Habitus in der Regel automatisch, gleich einem Instrument funktioniert und mit den Verhaltenswei- sen gleichzusetzen ist, die der Körper artikuliert, wobei diese Überzeugungen, Hoffnungen, Werte oder Vorurteile – ebenso wie sich Körpersprache artikuliert 15 Ebd., S. 16. 16 Vgl. Bodo Plachta: Literaturbetrieb. Paderborn: W. Fink 2008 (= UTB 2982), S. 13  f. 17 Christian Klein: Grundfragen biographischen Schreibens. In: Ders. (Hg.): Handbuch Biogra- phie. Methoden, Traditionen, Theorien. Stuttgart, Weimar: Metzler 2009, S. 424–428, hier S.  426. 18 Bourdieu: Die Regeln der Kunst, S. 286. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 198 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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