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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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bereiche“,53 sodass in der folgenden Darstellung auf eine scharfe Trennung auch hinsichtlich der verschiedenen Nationalliteraturen, die Kraus hier behandelte, verzichtet werden muss. Eher soll Kraus’ Verhältnis zur Literatur der regimekri- tischen Schriftstellerinnen und Schriftsteller kursorisch dargestellt werden, um näher zu beleuchten, warum er diesen Werken zentrale Bedeutung beimaß. Hinsichtlich des Romans Wie die Macht schmeckt (Nočný rozhovor, 1966) von Ladislav Mňačko, der 1968 im Zuge des Einmarschs der Truppen des „Warschau- er Paktes“ in die ČSSR nach Österreich emigrierte, verweist Kraus darauf, dass der Text „in der deutschen Übersetzung des Molden-Verlages sozusagen schwarz über die Grenze“54 gewandert sei. Kraus gilt der Roman als ein „Schlüsselwerk über das uns oft so unerklärliche Geschehen in den kommunistischen Staaten“ und er bewertet es als ein „Zeitdokument“, das „nicht hoch genug einzuschät- zen“55 sei. Auch bezüglich des Romans Bankett in Blitwien (Banket u Blitvi; dt. Überset- zung von Božena Begović und Reinhard Federmann, Stiasny 1963) des serbo- kroatischen Autors Miroslav Krleža, hält Kraus fest, dass er in dieser Form nie in Jugoslawien hätte erscheinen können, obwohl dieser doch „zu den engsten persönlichen Freunden Titos zählte“. Er erwähnt, dass Krleža in Belgrad durch- aus persona gratissima ist“, nennt den Autor „eine der literarischen Schlüsselfi- guren der heute unter östlichem Einfluß stehenden Welt“ und findet es erstaun- lich, dass „der Westen sein Schaffen nicht längst mit wachen und wißbegierigen Augen verfolgt“.56 In der Besprechung des Lyrikbandes Herr Cogito (Pan Cogito, 1974) des pol- nischen Schriftstellers Zbigniew Herbert, war für Kraus der „wahrscheinlich deutlichste Aufruf zum heroischen Widerstand in der Zeit der Volksrepublik“,57 und Kraus hält hinsichtlich des „Kulturraums“, dem der Autor entstammte, fest: Die Polen sagen, sie gehören zu den Ländern westeuropäischer Kultur, obwohl sie geographisch in Osteuropa gelegen seien. Die vorherrschende Religion ist katho- 53 Klaus Städtke, Christine Engel (Hg.): Russische Literaturgeschichte. 2. akt. u. erw. Aufl. Stutt- gart, Weimar: Verl. J.  B. Metzler 2011, S. 355. 54 Wolfgang Kraus: Anatomie einer Volksdemokratie. Ladislav Mňačko und sein neuer Roman über das Regime der Tschechoslowakei. In: Die Zeit, Nr.12, 24.  März 1967. 55 Ebd. 56 Wolfgang Kraus: Miroslav Krležas Hauptwerk Bankett in Blitwien. In: Wort in der Zeit 10 (1964), H. 1, S. 57; Die Besprechung erschien unter dem Titel: Hintergründe einer östlichen Diktatur. In: Die Presse, 18.  Jänner 1964; sowie als: Anatomie eines Oststaates. In: Die Zeit, 29.  November 1963. 57 Krzysztof Koehler: Literatur der Gegenwart. In: Wacław Walecki (Hg.): Polnische Literatur. Annäherungen vom Mittelalter bis zum Ende des 20.  Jahrhunderts. 2. Aufl. Hamburg: Igel Verl. Literatur & Wissenschaft 2011, S. 235–254, hier S. 243. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Kraus als Literaturvermittler 207
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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