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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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die organische Vermittlung des Vergangenen bereits mit einem neuen Vokabu- lar, in einer für die jüngere Generation also begreiflichen Verarbeitung über- nimmt“ und selbst so „schwer mitgenommen“ sei, dass sie kaum fähig sei, „sich selbst zu tragen, geschweige denn irgendwelche Jüngeren“.69 An dieser Stelle stehen für Kraus Erich Fried, Herbert Zand, Hans Lebert, Kurt Benesch, Ilse Aichinger, Gerhard Fritsch, Milo Dor und Reinhard Feder- mann. Des Weiteren benennt er mit Ingeborg Bachmanns Das dreißigste Jahr (1961), Marlen Haushofers Eine Handvoll Leben (1955) und Die Tapetentür (1957), Karl Wawras Kindern Eintritt verboten (1959), Herbert Eisenreichs Auch in ihrer Sünde (1953), Jeannie Ebners Wildnis früher Sommer (1958), Hannelore Valencaks Die Höhlen Noahs (1961) sowie Humbert Finks Die engen Mauern (1958) literarische Werke, über die er – und das gilt auch für die vorher genann- ten Autorinnen und Autoren – als professioneller Leser und Kritiker Rezensio- nen verfasst hat. Zusammenfassend hält Kraus hinsichtlich der Verfassung der zeitgenössischen österreichischen Literatur fest: Wenn man aber die heutige Literatur beurteilt, soll nicht vergessen werden, daß der Schriftsteller vor Ansprüchen des Stoffes und des Themas steht, wie es sie bis- her in der Geschichte nicht gegeben hat. Der partielle Weltuntergang zweier Krie- ge und die moderne Zivilisation haben die Gesellschaftsform aufgelöst, die Welt ist in der Phase eines kalten Krieges zweigeteilt, und eine solche Zweiteilung, eine solche Gespaltenheit, eine solche Schizophrenie herrscht nicht nur auf der Ebene der politischen Geographie und in der Politik überhaupt, sondern in vielfacher Abwandlung meist auch in der psychischen Situation des Einzelnen. […] Man fin- det in unserer Literatur viele sehr ernstzunehmende Ansätze, diese noch nie dage- wesene Situation zu verarbeiten. Vergessen wir nie, uns selbst wenigstens ahnungs- weise das Ausmaß dieser Situation klarzumachen, bevor wir darangehen, die Schriftsteller von heute an ihren Vorfahren zu messen.70 Kraus’ Einteilung der österreichischen Literatur und ihrer Akteurinnen und Akteure ist insofern problematisch, als er diese mit seinem Generationenkon- zept sehr verkürzt darstellt und die Zeit zwischen 1934 und 1938, wo die von Kraus’ apostrophierte „Kontinuität“ bereits aufgrund des Austrofaschismus zer- bricht, ausblendet. Umso verwunderlicher ist aber, dass er etwa mit dem Roman Himmelreich der Lügner (1959) von Reinhard Federmann eines jener singulären Werke besprochen hat, die sich dieser Thematik annehmen. Günther Stocker hat über den Roman, der diametral zur Geschichtsauffassung der 1950er Jahre steht, festgehalten, dass dieser die österreichischen Epochengrenzen mit März 69 Ebd., S. 63. 70 Ebd., S. 65. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 212 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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