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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Auch mit der Besprechung von Der Maßlose (1957) erhielt Benesch eine ähnlich gute Kritik von Kraus.141 Jeannie Ebners Die Wildnis früher Sommer (1958), ein Text über den „Versuch zur Enthüllung und Deutung von Kindheit und Jugend“, in dem sich „Erinne- rungsbilder [...] zu metaphorischen Schachtelträumen“142 verdichten, fand Kraus’ Interesse, er beurteilte ihn jedoch äußerst streng und erachtete, dass dieser zwei- te Roman Ebners „noch immer nicht zu einer klaren Vorstellung“ ihres Talents beitrage: „Er mag einige Literaturfachleute im Sinne kritischer Feststellungen interessieren, zu einem Erlebnis oder lebendigen Geschehen – weder im künst- lerischen noch unterhaltenden Bereich – wird er kaum. Doch kann man sich gut vorstellen, daß Jeanni [sic] Ebner mit der ihr innewohnenden erzählerischen Substanz, wenn sie die ihr entsprechende Form findet, vielleicht das nächste Mal ein wirklicher Wurf gelingt.“143 Einen Roman, der sich mit den Folgen des Atomkrieges befasste, besprach Kraus mit Die Höhlen Noahs (1961) von Hannelore Valencak,144 der bereits ein Jahr vor dem thematisch verwandten Die Wand von Marlen Haushofer erschien. Für Kraus dürft vor allem interessant gewesen sein, dass der Text dieses Thema nicht nihilistisch, wie er etwa Samuel Becketts En attendant Godot (Dt.: Warten auf Godot, 1952) in der Besprechung vorwirft, sondern von einem religiösen Standpunkt aus verhandelt und biblische Motive verarbeitet: Valencak steuert in ihrem Werk nicht auf den absoluten Endpunkt zu, sie arbeitet nicht mit dem Effekt der geballten Ladung des Pessimismus, sondern sucht unter den verkohlten Resten nach letzten und primitivsten Antrieben einer neuen Vita- lität. Mit Noah begann sozusagen die Welt noch einmal, und der Roman versucht nun, die Keime des dritten Beginns in seinen Bereich zu bringen. […] Dem Roman ist hoch anzurechnen, daß man für die ganze Dauer im Bewußtsein einer äußers- ten Situation gehalten wird.145 141 Vgl. Wolfgang Kraus: Das Opfer seiner Träume. In: Der Tag (Berlin), 17.  März 1957. 142 Paul Wimmer: Der Lehrstoff ist das Leben. Zum Gedenken an Jeannie Ebner. In: Der literari- sche Zaunkönig (2004), Nr. 2, S. 29–31, hier S. 30. 143 Wolfgang Kraus: Wiener Boehme. Jeannie Ebner: „Die Wildnis früher Sommer“. In: Die Pres- se, 4.  Jänner 1959; Der Tag (Berlin), 14.  September 1958; Wiesbadner Kurier, 4.  September 1958; National-Zeitung Basel, 11.  Oktober 1958; Hannoversche Allgemeine Zeitung, 22.  Novem- ber 1958; Fuldaer Volkszeitung, 8.  November 1958. 144 Hannelore Valencak: Die Höhlen Noahs. Wien: Wollzeilen-Verlag 1961. Der Roman wurde 2012 im Residenz-Verlag neu aufgelegt. 145 Wolfgang Kraus: Ein begabter Erstlingsroman. Hannelore Valencak: Die Höhlen Noahs. In: Die Presse, 10.  September 1962; St.  Galler Tagblatt, 10.  September; Wort in der Zeit 8 (1962), H. 2. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 230 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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