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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Geschehen zu folgen und sich an manchen erratischen Blöcken vorbei den Weg zu bahnen“, und kaum jemand „die Bedeutung dieses Romans übersehen“176 wer- de können (vgl. dazu Kapitel 3.5). Als Canetti 1981 den Nobelpreis erhielt, wür- digte Kraus ihn in einem Artikel, der den Hinweis enthielt, dass dieser trotz sei- ner Abwesenheit in Wien „immer präsent war“ und es „zur tragischen realen Heimatlosigkeit“ Canettis gehöre, dass er „nie einen österreichischen Pass“ gehabt habe; und er vereinnahmte ihn für Österreich: „Nun, er ist als Schriftsteller im geistigen Sinn sicher Österreicher, und es ist gerade angesichts des schrecklichen Geschehens von 1938 eine große Ehre für Österreich, daß Elias Canetti den Nobel- preis für Literatur erhalten hat.“177 Im April 1983 wurde an der Universität Posen eine dreitätige, von der ÖGL inspirierte, und Stefan  H. Kaszyński organisierte, repräsentative Tagung zu Ehren Canettis veranstaltet, die Fragen der Anthropo- logie und Poetik in seinen Werken behandelte.178 Auch Thomas Bernhard zählte zu denjenigen Autorinnen und Autoren, die durch Kraus Förderung erfuhren, wobei die Bekanntschaft mit ihm bis in die 1950er Jahre zurückreichte. Bernhard hatte sich bei Kraus, als dieser noch beim Paul-Zsol- nay-Verlag gearbeitet hatte, „als Enkel unseres Bestsellerautors Johannes Freum- bichler“ vorgestellt, „um die Werke seines Großvaters Johannes Freumbichler an den Verlag zu vermitteln“.179 Kraus begleitete Bernhards Neuveröffentlichun- gen stets mit Besprechungen, über Verstörung (1967) etwa kommt er zu dem Schluss, dass bei „kaum einem anderen deutschsprachigen Schriftsteller“ der Leser bzw. die Leserin einem „solch unbedingten Ernst, eine[r] solch harte[n] Konfrontation mit dem Tod und seiner Allgegenwart begegnen“.180 Den Roman Das Kalkwerk (1970) empfand er sogar als Bernhards „reifstes, ruhigstes und am besten ausgewogenes Werk“: „Als Kunstwerk ist es wirksam, intensiv, zwin- 176 Wolfgang Kraus: Eine bedeutende Wiederentdeckung. In: Die Presse, 10./11.  August 1963; die Rezension erschien unter verschiedenen Titeln in Stuttgarter Zeitung, 27.  Juli; Kölner Stadt- anzeiger, 31.  August; Wetzlarer Neue Zeitung, 5.  September; Hannoversche Allgemeine, 12.  Okto- ber; Tages-Anzeiger Zürich, 19.  Oktober; Badische Neuste Nachrichten, 7.  Dezember; Saar- brücker Zeitung, 21.  Dezember; Wiesbadner Kurier, 5.  Dezember 1963 sowie Düsseldorfer Nachrichten, 28.  Dezember. 177 Ders.: Geistig hat er Wien nie verlassen. Der neue Literatur-Nobelpreisträger Elias Canetti ist ein Kosmopolit. In: Die Presse, 16.  Oktober 1981. 178 Roman Dziergwa: Zur Geschichte und zum wissenschaftlichen Ertrag der bi- und multilateralen Konferenzen des Instituts für Germanische Philologie der Posener Universität. In: Studia Germa- nica Posnaniensia XXV (1998), S. 3–12, hier S. 6  f. Vgl. Stefan  H. Kaszyński (Hg.): Die Lesbarkeit der Welt: Elias Canettis Anthropologie und Poetik. Poznań: UAM 1984. Eine Gemeinschaftsaus- gabe erschien bei Carl Hanser unter dem Titel „Elias Canettis Anthropologie und Poetik“. 179 Ders.: [Faksimile]. In: Murray  G. Hall: 70 Jahre Paul Zsolnay Verlag, 1924–1994. Wien: Zsol- nay 1994, S. 12–13, S. 12. 180 Ders.: Die Schule des Todes. Thomas Bernhards „Verstörung“. In: St.  Galler Tagblatt, 11.  Juni 1967. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Der Literaturkritiker Kraus 237
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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