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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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nisation des Erzählens zerbrochen, doch nicht, wie experimentelle Autoren dieser Zeit, [um] mit dem Erzählen Schluß zu machen, sondern in eher kathar- tischer Absicht“.193 Die Wende zum Erzählen, die von der Literaturkritik mit den Romanen und Erzählungen am Beginn der siebziger Jahre konstatiert wur- de, bedeutete für Handkes Schreiben jedoch nicht, dass die „Errungenschaften der sprachanalytischen Texte aufgegeben“ wurden, vielmehr waren diese Teil „eines stärker auf das Ich und seine Veränderung zielenden Schreibens“,194 und die Wende zu Handkes klassischer Erzählhaltung, die er in der Tetralogie Lang- same Heimkehr (1979–1982) vollzog, bereitete sich bereits durch den Bildungs- roman-Rekurs in Der kurze Brief zum langen Abschied vor. Kraus hatte dies sofort bemerkt und in der Rezension des Romans festgehalten, dass das Buch „das Erlebnis unserer siebziger Jahre“ sei, „aber es besteht in der Kontinuität, in der Tradition“ und schöpfe dabei aus dem „europäischen Erleben“: „Die Stim- mung erinnert an Werke der deutschen Romantik. Die Art des Erzählens ist freilich rationaler, genauer und sehr viel kühler – das und die scharfsichtige Beobachtung der Papier- und Blechwelt made in USA bringen die zeitgenössi- sche Frequenz, man kann sicher sein, daß die Erwartungen der Jugend damit erfüllt werden.“195 Handkes Reise in die USA hatte sich einem Programm zu verdanken, für das Kraus verantwortlich war. In den 1970er Jahren bemühte sich Kraus in Kooperation mit Unterrichtsminister Alois Mock, den Kulturin- stituten sowie der ÖGL darum, österreichische Autorinnen und Autoren auf Auslandsreisen zu schicken: „Die Idee war, daß jeden Autor ein mit ihm befreun- deter Germanist begleiten sollte: so reisten Thomas Bernhard mit Hans Rochelt nach Italien, Peter Handke mit Alfred Kolleritsch durch die USA, Elias Canet- ti durch Jugoslawien […].“196 Der kurze Brief zum langen Abschied entstand eben unter dem Eindruck jener Lesereise durch die USA, die Handke zusammen mit seiner Frau Libgart Schwarz und Alfred Kolleritsch vom 24.  April bis zum 18.  Mai 1971 unternommen hatte.197 Von Handkes und Kraus’ enger Beziehung zeugen nicht nur die erhaltenen Korrespondenzen, sondern auch die zahlreichen Besuche, etwa in Clamart bei 193 Christoph Bartmann: „Der Zusammenhang ist möglich“. Der kurze Brief zum langen Abschied im Kontext. In: Raimund Fellinger (Hg.): Peter Handke. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1985 (= stm 2004), S. 114–139, hier S. 115. 194 Hans Höller: „Bruch“ und „Wende“. Zu einer Schreibbiographie Peter Handkes. In: Renata Cor- nejo, Ekkehard  W. Haring (Hg.): Wende – Bruch – Kontinuum. Die moderne österreichische Literatur und ihre Paradigmen des Wandels. Wien: Praesens 2006, S. 195–209, hier S. 203. 195 Wolfgang Kraus: Moderne Romantik. In: Südost Tagespost, 27.  Mai 1972. 196 Kraus: Zwischen Trümmern und Wohlstand. In: Zeman (Hg.): Geschichte der Literatur in Österreich. Bd. 7: das 20.  Jahrhundert, S.  633. 197 Vgl. Christoph Kepplinger: Der kurze Brief zum langen Abschied. Entstehungskontext. URL: http://handkeonline.onb.ac.at/node/1436 [zuletzt aufgerufen am 15.1.2020]. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 240 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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