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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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ßes. Fussenegger lehnte das Gedicht ab und stimmte gegen einen Abdruck, wur- de jedoch von ihren Kollegen überstimmt und drohte, aus dem Herausgeberteam auszutreten. Sie versuchte in der Folge, Kraus davon zu überzeugen, ebenfalls gegen einen Abdruck zu stimmen: „Es erfolgte ein gegenseitiger Austausch der Argumente. Schließlich bitte ich Sie meinen Standpunkt zu respektieren und meiner Ablehnung dieses einen Textes zuzustimmen. Ihre Antwort ist: ‚Also gut...‘ im Sinne einer zwar gegen Bedenken, doch eindeutig gegebenen Zustim- mung. […] Ich bitte Sie nun […] mir zu bestätigen, ob mein Eindruck vom Ergebnis unseres Gesprächs richtig war.“269 Kraus stimmte dem Abdruck letzt- endlich zu, er äußerte sich gegenüber Pömer bezüglich dieses Konflikts folgen- dermaßen: [D]a Missverständnisse aufgetreten zu sein scheinen, möchte ich zum Sturm im Wasserglas nun auch schriftlich Stellung nehmen. Nachdem ich lange mit Frau Dr.  Fussenegger telefoniert habe, um sie zu bitten, mit der Verwendung des ursprünglichen Titels einverstanden zu sein, mußte ich zur Kenntnis nehmen, daß Frau Fussenegger sich dazu leider nicht entschließen kann. Ich bot auch an, mei- nen Namen als verantwortlich einzufügen, falls das nötig sein sollte. Ich selbst bin durchaus dafür, daß man dem Autor, wenn er sich schon geweigert hat, den Titel auszutauschen, seinen Willen läßt und das Gedicht trotzdem druckt, da es gut ist. Ich möchte nur darauf hinweisen, daß weder die SPÖ noch die ÖVP in den Zeiten der Opposition das Parlament verlassen und gesprengt haben, wenn sie überstimmt wurden. Ich möchte daher auch meine beiden Mitherausgeber bitten, jetzt und in Zukunft die demokratischen Spielregeln einzuhalten und nicht gleich mit dem Austritt aus dem Herausgeberkollegium zu drohen, wenn sie überstimmt werden.270 Im Zuge dieser Auseinandersetzung hatte Bäcker bei Bisinger angefragt, ob er den Titel ändern wolle, was dieser ablehnte: „es ist kein scheiß-gedicht, weder scheißt Du darauf wie man fürs erste meinen könnte, noch ist es scheiße, und daß Du darin auch scheißt, macht den titel nicht plausibler. willst Du ihn unbe- dingt lassen?“271 Gegenüber Fussenegger verteidigte Bäcker das Gedicht damit, dass „weder gedicht noch titel“ gegen „presserechtliche bestimmungen“272 ver- stoßen würden. Das Gedicht erschien schlussendlich mit einem „Votum separatum“ Fusse- neggers, das sich wie folgt ausnahm: „Ich erkläre, daß ich mich gegen den Abdruck des Textes auf Seite 94 ausgesprochen habe. Ich halte den Text vor allem hin- 269 Gertrud Fussenegger an Kraus, 11.  September 1975, VL HB. 270 Wolfgang Kraus an Karl Pömer, 13.  September 1975, ebd. 271 Heimrad Bäcker an Gerald Bisinger, o.  D., ebd. 272 Ders. an Gertrud Fussenegger, 11.  September 1975 [derselbe Brief ging auch an Kraus], ebd. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Der Literatur-Organisator Kraus 257
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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