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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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über „ein wesentliches Instrument, Einfluss und Macht im Feld auszuüben, da ja die Preisvergabe die Anerkennung und Definition dessen, was auszeichnungs- würdige Literatur ist, ausdrückt“.284 Als Juror war er jährlich in mehreren ver- schiedenen Jurys ein entscheidender Faktor, insbesondere in Bezug auf institu- tionalisierte Preisvergabekomitees, denn wie Pierre Bourdieu festgehalten hat, erlangt damit die „Logik der Konkurrenz um kulturelle Legitimierung“ inner- halb des literarischen Feldes Wirksamkeit, da Jurorinnen und Juroren als „Aus- lese- und Bestätigungsinstanzen“285 fungieren. Entscheidungen über Preisverga- ben zeigen somit eine öffentliche Reputation an, verstärken diese oder begründen sie sogar zuallererst. Sie legitimieren die ideologischen und ästheti- schen Schwerpunkte des literarischen Feldes gleichzeitig als indizierende und lenkende Instanz, um diese dauerhaft bewahren zu können. Daher ist es not- wendig, entweder solche Schriftstellerinnen und Schriftsteller auszuzeichnen, die bereits Erfolg hatten oder solche, denen dies mit hoher Wahrscheinlichkeit gelingen wird: Aus der Bedeutung des symbolischen Kapitaltransfers bei der Vergabe von Litera- turpreisen ergibt sich die zentrale Rolle ihrer Performativität. Öffentliche Verlei- hungsfeiern stellen ein unverzichtbares Element für die Entfaltung und zweckge- richtete Einsetzung der Handlungsqualität ‚soziale Magie‘ von Auszeichnungen im literarischen Feld dar. Hier wird ihre symbolische Dimension für kurze Zeit sinn- lich wahrnehmbar. Der jeweilige Laureat verkörpert Momente lang einen Idealty- pus der zu erzeugenden, inneren Vorstellung aller an der Vergabe Beteiligten. Anschließend geht er in der Summe von Preisträgern auf.286 In seiner Rolle als Juror trat Kraus oftmals in der Rolle des Laudators in Erschei- nung, ein zusätzliches Moment, seinen Idealtypus der Schriftstellerin bzw. des Schriftstellers öffentlichkeitswirksam zu propagieren. Nur vereinzelt saß Kraus auch bei staatlichen Preisen in der Jury, wo er ehe- maligen Weggefährten wie z. B. Fritz Habeck den Preis der Stadt Wien (1982) zuschanzen konnte, für den er auch die Laudatio hielt.287 Mit Beginn der 1990er Jahre, als sein Einfluss innerhalb des literarischen Feldes abzunehmen begann, nahm er verärgert zur Kenntnis, dass Oswald Wiener „als neuer großer Staat- 284 Peter Landerl: Der Kampf um die Literatur. Literarisches Leben in Österreich seit 1980. Inns- bruck, Wien, Bozen: Studien-Verlag 2005, S. 182. 285 Pierre Bourdieu: Zur Soziologie der symbolischen Formen. Aus dem Frz. übers. v. Wolfgang H. Fietkau. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1970, S. 79. 286 Judith S. Ulmer: Geschichte des Georg-Büchner-Preises. Soziologie eines Rituals. Berlin, New York: de Gruyter 2006, S.  322. 287 „Am Vormittag Habeck beim Preis der Stadt Wien durchgekriegt!“ Wolfgang Kraus: Tagebuch, 1.  April 1982, NL WK. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Literatur-Preise 261
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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