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te in Klosterneuburg-Kierling verwendet, wo dieser am 3. Juni 1924 gestorben
war. Dies war die Basis für die Gründung der Franz-Kafka-Gesellschaft.309
1986 wurde Kurt Klinger, der als Herausgeber von „Literatur und Kritik“ und
der „Rampe“ sowie zum damaligen Zeitpunkt als Vizepräsident der ÖGL fun-
gierte, ausgezeichnet. Im Jahr 1987 erhielten Inge Merkel und 1988 Christoph
Ransmayr den Preis. Die aus dem südmährischen Auspitz stammende Ilse Tielsch
wurde 1989 für ihre Romantrilogie, Die Ahnenpyramide (1980), Heimatsuchen
(1982) und Die Früchte der Tränen (1988) ausgezeichnet, die bei Styria erschie-
nen war und sich dem „Schicksale von Deutschen aus Böhmen, Mähren und
Schlesien“310 widmete, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen
mussten. Als Juroren fungierten Kraus, Volkmar Parschalk und Helmut Schwarz.311
1990, nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“, wurde beschlossen, den Preis
nicht zu verleihen, vielmehr fanden die Geldmittel Verwendung beim Ankauf
österreichischer Literatur, die „man in Zusammenarbeit mit dem Außenminis-
terium Universitätsinstituten in Osteuropa zur Verfügung“312 stellte. Unter Kraus’
Ägide sollten noch der Sozialphilosoph Norbert Leser (1991), Anna Mitgutsch
(1992), Gert Jonke (1993) und die Historikerin Brigitte Hamann (1994) den Preis
erhalten.
1996 dachte Kraus daran, sein Amt als Juror des Wildgans-Preises zurückzu-
legen: „Diese Beschäftigung war nie vertraglich festgelegt, sondern ergab sich
aus der Tatsache, daß der Preis auf meine Anregung zurückging und in Gesprä-
chen mit Präs[ident]. [Franz Josef] Mayer-Gunthof gegründet wurde. Seither
sind mehr als drei Jahrzehnte vergangen, und ich bin durchaus der Meinung,
daß ein Wechsel an der Zeit ist. […] Ich jedenfalls lege meine […] Aufgabe
zurück. […] Natürlich stehe ich Dir heuer noch zu Verfügung, rate aber, die
ganze Angelegenheit im nächsten Jahr unter neuen Aspekten neu beginnen zu
lassen.“313
Franz-Kafka-Preis
Der Franz-Kafka-Preis, der von der Franz-Kafka-Gesellschaft in Klosterneuburg
verliehen wurde, beide Institutionen standen in engem Zusammenhang mit
Kraus, wurde zwischen 1979 und 2001 insgesamt zwölfmal vergeben. Eine
309 Vgl. N.
N.: Weil Handke ablehnte… In: Wiener Zeitung, 19.
Juni 1985; N.
N.: Umwidmung des
Wildgans-Preises. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, Nr. 51, 1985.
310 Vgl. Klaus Zeyringer: Innerlichkeit und Öffentlichkeit. Österreichische Literatur der achtziger
Jahre. Tübingen: Francke 1992, S. 151.
311 Vgl. Die Presse, 11. Mai 1990, S. 7.
312 N. N.: Statt Wildgans-Preis: Bücher für Osteuropa. In: Kurier, 20. November 1990, S. 12.
313 Wolfgang Kraus an Franz Ceska, 2. November 1996, NL WK.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
266 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Titel
- Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Autor
- Stefan Maurer
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-23312-1
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 452
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
- 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
- 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
- 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
- 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
- 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
- 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
- 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
- 3.6 Forum der Jugend 180
- 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
- 3.8 Resümee 190
- 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
- 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
- 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
- 7. RESÜMEE 399
- 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
- 9. PERSONENREGISTER 437