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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Evelyn Schlag war die erste. Man vergrößerte ihre Fehler […] und überhörte die enorme Begabung. […] Köhlmeier hat Phantasie, aber ich kenne Besseres von ihm. Reich-Ranicki hält hier Hof und ist unerträglich, schulmeistert, auch wo er lobt.“371 Kraus konnte unter den gewichtigen westdeutschen literaturbetrieblichen Größen seine Favoritin Renate Schostack nicht als Erstplatzierte durchsetzen: „[Erica] Pedretti, [Renate] Schostack, [Wolfgang] Hegewald die 3 Preise. Ich wollte Schostack auf 1 – aber dennoch, vielleicht gab es das Schicksal der Auto- rin, für die es wichtiger ist. Und großartig war auch ihre Geschichte.“372 Ein Kritiker der „Zeit“ urteilte, die meisten der vorgelesenen Texte seien epi- gonal gewesen, da jeder „Autor, der hier liest, weiß, wie ‚Weltliteratur‘ heute gemacht wird. Das meiste klingt dann auch wie ein Verschnitt aus Kafka und Katherine Mansfield, Novalis und Bukowski. Es ist jene Epigonalität, die von dem Schriftsteller des heutigen Biedermeier gefordert wird, jene geschickte Auf- bereitung und Variierung etablierter literarischer Standards“.373 Der westdeutsche Schriftsteller Jörg Fauser las den Text Geh nicht allein durch die Kasbah.374 Kraus fasste den Text sowie dessen Stil und Inhalt, wie auch die anderen Mitglieder der Jury, als Unterhaltungsware auf, was diesem keineswegs gerecht wird. Gegenüber Fauser äußerte Kraus sich: [W]enn Sie in dieser Art einen Roman schreiben, so können Sie damit großen Erfolg haben. Ich glaube, dass das eine Art zu schreiben ist, die von den Verlegern – von manchen Verlegern – sehr gesucht wird […]. Es ist die Frage, in welche Lade dieser Verlag, in welche […] Produktionslade [er] diesen Roman tun würde, […] das ist ein begehrter Stil und ich würde als Verleger einen Roman dieser Art sehr ernsthaft ins Kalkül ziehen, allerdings als Unterhaltungsroman, als Erfolgsroman, der sicherlich bei einem breiten Publikum ankommt, sonst hätte ich Scheu es im Sinn der Literatur zu qualifizieren […].375 Im Jahr 2013 hielt Michael Köhlmeier, der ebenfalls 1984 angetreten war und Fau- ser kennengelernt hatte, in seiner Eröffnungsrede zum Bachmann-Wettbewerb eine Rede, die eine Wiedergutmachung an Fauser darstellte. Köhlmeier bezeich- zeitung, 29.  Juni 1984. 371 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 28.  Juni 1984, NL WK. 372 Ders.: Tagebuch, 2.  Juli 1984, NL WK. 373 Benedikt Erenz: „Weiterschreiben!“ In: Die Zeit, Nr. 29, 13.  Juli 1984. 374 Jörg Fauser: Geh nicht allein durch die Kasbah. In: Ders.: Mann und Maus. Gesammelte Erzäh- lungen II. Berlin: Alexander Verlag 2006, S. 326–336. 375 Wolfgang Kraus: Statement. Zit. n. Jörg Fausers Lesung beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt 1984, Mini-DVD. Beilage zu Fauser: Mann und Maus [Transkription durch den Verfasser]. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 278 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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