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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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nahe gleicher Höhe wie der P.E.N.-Club. Die Gründung der GAV war eine Art „Parallelaktion zum Aufschwung der Sozialdemokratie, in der sich die sozial- partnerschaftliche Organisation des Literaturbetriebs vollzog“.403 Aus der Grün- dungsperiode ist ein Notizzettel im Nachlass von Ernst Jandl, Mitbegründer und ab 1975 Vizepräsident der Organisation, erhalten, auf dem steht, „gegen wen es geht“: „Kritische Revision der Bewertung der österreichischen Gegenwartslite- ratur; Schwerpunkte: [Ernst] Schönwiese, [Reinhard] Federmann, Milo Dor, György Sebestyén, Peter von Tramin, [Friedrich] Torberg.“404 In der Zusammensetzung der Gründungsmitglieder der GAV lassen sich, wie Roland Innerhofer analysiert hat, vier Gruppierungen unterscheiden: (1) Auto- ren der ehemaligen „Wiener Gruppe“ (Achleitner, Rühm, Artmann, Wiener) und diesen nahestehenden Autorinnen und Autoren (Ernst Jandl, Friederike Mayröcker, Elfriede Gerstl, Gerald Bisinger), (2) Wiener Aktionisten (Günter Brus, Otto Mühl, Hermann Nitsch, Valie Export), (3) die „Grazer Gruppe“ (Wolf- gang Bauer, Helmut Eisendle, Gunter Falk, Peter Handke, Klaus Hoffer, Gert Jonke, Alfred Kolleritsch, Gerhard Roth) sowie (4) politisch engagierte Auto- rinnen und Autoren aus dem Umkreis des „NEUEN FORVM“ und der Gruppe „Literaturproduzenten“ (Gustav Ernst, Günther Nenning, Michael Scharang, Heidi Pataki).405 Kraus’ objektive Beziehung zu dieser heterogenen Gruppierung muss als ambivalent bezeichnet werden, mit den Vertreterinnen und Vertretern der ers- ten Gruppierungen, darunter vor allem mit Jandl, dürften das Einvernehmen noch am besten gewesen sein, sicherlich auch mit vereinzelten Schriftstellerin- nen und Schriftstellern der dritten Gruppe, wie etwa Peter Handke. Die kultur- politischen Interessen der anderen Gruppierungen standen Kraus’ Positionen diametral gegenüber. Am 30.  Oktober 1979 hielt Kraus in seinem Tagebuch lakonisch fest: „Tele- graphischer Angriff auf mich von der Grazer Autorenversammlung, von Jandl, der mir nicht nur viel verdankt, sondern oft seine Sympathie versichert: ich habe zu viel Macht im literarischen Bereich“.406 Ein Telegramm des Exekutivkomitees der GAV, dessen Mitglieder Franz Schuh, Elfriede Czurda und Marie-Thérèse Kerschbaumer waren, hatte folgendes Memo- randum publiziert: 403 Ebd. 404 Ernst Jandl: Notizen zur Gründung der GAV. Zit. n. Schuh: Alleingang und sozialer Sinn. In: Fetz, Schweiger (Hg.): Die Ernst Jandl Show, S. 117. 405 Innerhofer: Die Grazer Autorenversammlung, S. 39  f. 406 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 30.  Oktober 1979, NL WK. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 284 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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