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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Jandls Distanzierung von diesem Protest befand Schuh retrospektiv als para- dox, denn Jandls Distanzierung „unterstrich ja bloß die Rechtmäßigkeit des Pro- tests, den Jandl vor Kraus zurückzog. Unser ‚Alleingang‘ begegnete dem grün fauligen Grinsen der etablierten Macht, Kraus war unschlagbar, und das war sie: die Literaturpolitik der siebziger Jahre.“418 Ein Kraus’scher Boykott? Die Causa Herbert Kuhner Eine der größten Kontroversen, die auch über Österreich hinaus Wellen schlug, war mit Kraus’ „Kulturkontaktstelle“ im österreichischen Außenministerium verbunden. Im englischen Periodikum „Index on Censorship“ erschien ein Arti- kel des Schriftstellers Herbert Kuhner, der schwere Vorwürfe gegenüber Kraus erhobt, weil dieser einen Stipendienantrag Kuhners abgelehnt hatte. Kuhner fühlte sich darob boykottiert: I have never enjoyed the favour of Dr.  Kraus, and needless to say, have never read in the Society, nor have I ever had a reading sponsored by any Austrian literary organisation. […] Dr.  Kraus, at any rate, has done his best to implement a cam- paign of boycott and isolation. […] [Kraus] wields absolute literary power in Aus- tria. […] I was invited to attend the Adelaide Festival in March 1976. The invita- tion was channelled to the Kontaktstelle. Dr.  Kraus wrote to the Adelaide Committee that Austria would send a writer to Australia but that it definitely would not be Herbert Kuhner. When Adelaide wrote a second time and reaffirmed their wish to have me, Kraus replied that no one would be sent.419 Dieser Vorfall, der in Österreich kaum wahrgenommen wurde, wie „profil“ berichtete, wirbelte dagegen international Staub auf. Ein Redakteur von „Index“ flog eigens nach Wien, um Kuhner beizustehen, und Korrespondenten von „Times“ und „Herald Tribune“ recherchierten die Affäre.420 Kuhner, geboren 1935 und Mitglied des US-amerikanischen sowie australi- schen P.E.N.-Clubs, war mit seinen Eltern 1939 zur Emigration gezwungen wor- den und lebte seit seiner Rückkehr aus dem US-Exil ab 1963 wieder in Wien. Zu seinen Förderern zählte Reinhard Federmann, der Texte Kuhners in seiner Lite- raturzeitschrift „Die Pestsäule“ publizierte. Für eine englischsprachige Anthologie 418 Franz Schuh: Beschreibung eines Wunsches. Die Grazer Autoren-Versammlung als Paradigma eines Schriftstellervereins der siebziger Jahre. In: Aspetsberger, Lengauer (Hg.): Zeit ohne Manifeste, S. 16–34, hier S. 29  f. [Kursivierung im Original.] 419 Herbert Kuhner: Persona non grata. In: Index on Censorship 5 (1976), H. 5, S. 61. 420 Vgl. N.  N.: Arabesken des Lebens. In: profil. 25.  Jänner 1977, S. 55. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Polemiken und Kämpfe im Feld 287
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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