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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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und Autoren vermehrte oder ob seine kulturpolitische Praxis mehr dazu diente, die österreichische Nation zu repräsentieren. Bourdieu hat konstatiert, dass die Position des Intellektuellen, sobald er das Feld der Produktion besetzt, den Herrschenden und Bürgerlichen gegenüber zu einem Kampf an einer zweifachen Front führt. War dies auch bei Kraus’ Positi- on innerhalb des politischen Feldes der Fall? Er war sich über seine Rolle inner- halb bzw. zwischen Kulturbürokratie und Literatur bewusst, wenn er sich selbst „als eine Art Anwalt“ beschreibt, der „verschiedene Projekte und Geschäfte lau- fen hat und dazu noch Bücher und Artikel publiziert“: „Eine Art Kulturanwalt statt Rechtsanwalt. Alles ist unsicher und zwar sowohl aus Gründen der Projek- te selber, als auch durch politische, wirtschaftliche, persönliche Konstellatio- nen.“26 Exkurs: Kraus’ Kulturbegriff Kraus vertrat zwar einen relativ offenen, dennoch aber elitären Begriff von Kul- tur. Dies lässt sich innerhalb seines essayistischen und publizistischen Œuvres verfolgen, denn Kraus behandelte als Kulturkritiker immer wieder die Frage staatlich-demokratischer Kulturpolitik im Spannungsfeld und Unterschied zu den totalitären Systemen und reflektierte über diesen für ihn zentralen Themen- komplex. Aufschlussreich ist in diesem Kontext sein Essay Kultur und Macht (1975), in dem er versuchte, mittels eines komparatistischen Ansatzes, „Kultur“ und ihre Instrumentalisierung im totalitären System der demokratischen Praxis gegenüberzustellen. Er hält fest, dass im Nationalsozialismus und im Kommu- nismus stalinistischer Prägung die Kultur zur Propaganda degradiert werde: Die Haltung der westlichen Demokratien, die Kultur und Kunst zwar nicht propa- gandistisch einsetzen, deren staatliche Stellen und wichtige Institutionen sich aber um Kunst und Kultur meist nur mit Alibigesten kümmern, stellt das andere, frei- lich weitaus sympathischere Extrem dar. Immerhin verbleibt hier im kulturellen Bereich ein Freiraum, so resonanzlos und dürftig er sein mag. Auch dieses Extrem ist gefährlich, weil die Resonanzlosigkeit nach Resonanz verlangt, und Resonanz wird von den Diktaturen im positiven und negativen Sinn reichlich geboten.27 Im „sehr persönliche[n] Nachwort“ bietet Kraus dann eine Alternative zu allen staatlichen Einflüssen auf Kultur an, – seien diese nun totalitär oder demokra- tisch –, die er mit dem Christentum identifiziert: „Es mag sein, daß die Evange- 26 Wolfgang Kraus. Tagebuch, 21.  Jänner 1975, NL WK. 27 Ders.: Kultur und Macht. Die Verwandlung der Wünsche. München: dtv 1978, S. 54. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 303
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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