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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Mit einigen kulturpolitischen Konzepten der SPÖ ging Kraus jedoch wenig d’accord oder befand sie als bloße Kopie von ÖVP-Ideen. So kritisierte er etwa, allerdings nicht öffentlich, dass das „gesamte Kulturleben mit Vereinen […] durchwirkt“ sei, „die frei konstituiert und vom Staat voll finanziert sind“, wie etwa die Ludwig-Boltzmann-Gesellschaften: „Jeder zweite Wissenschaftler und Autor hängt mit einem Projekt oder bezahlten Reisen an einem solchen Insti- tut.“75 Auch die Interessensökonomie des sozialdemokratischen Bundeskanzlers sah Kraus in der Schieflage: „In Graz finanzierte mit erheblichem Anteil das ÖVP-Bundesland Steiermark ein riesiges linkes Literatursymposion, das Kreis- ky besuchte und dessen ‚Kulturradikalismus‘ er lobte. Manchmal erscheint die ÖVP-Politik als hoffnungslos.“76 Kraus dürfte sich auf das 1981 im Rahmen des Festivals „steirischer herbst“ veranstaltete Literatursymposion „Außenseiter“ beziehen, das den „Mythos des Schriftstellers als Außenseiter“ „im Kontext der ersten Forum Stadtpark-Generation“77 behandelte. Das Symposion wurde von Klaus Hoffer, dem damaligen Literaturreferenten des Forum Stadtpark, und dem Schriftsteller Gerhard Roth organisiert. In seinen „Begrüßungsworten“ an Bun- deskanzler Kreisky konstatierte Alfred Kolleritsch: „[…] die Schriftsteller, die es, wie heute, seit zwanzig Jahren besuchen, haben den Ort Forum Stadtpark zur Innenseite des Außenseitertums einer Stadt und eines Landes werden lassen, da es am Rande der Aufklärungszonen weniger die Tradition geistiger und gesell- schaftlicher Auseinandersetzung als die Umwandlung der Reaktion in eine Natur- tatsache kennt.“78 Hinsichtlich seines Verhältnisses zu den Mächtigen im politischen Feld wurde Kraus von seinen Gegnern vorgeworfen, dass er stets das richtige Parteibuch für seine jeweilige Tätigkeit parat habe. Im „Volksblatt“ war etwa ein Artikel erschie- nen, der berichtete, dass Kraus „die ÖVP verlassen“ habe und „zur SPÖ über- getreten“ sei: „[I]ch war nie bei einer Partei und trete keiner bei“, hielt Kraus über diese „unklugen Lügen“79 fest. Dass für Kraus jedoch immer wieder von „oben“ interveniert wurde, wenn es um die Durchsetzung seiner Interessen ging, zeigt etwa die ORF-Berichter- stattung über das 10-jährige Jubiläum der „Österreichischen Gesellschaft für 75 Ders.: Tagebuch., 29.  November 1976, NL WK. 76 Ders.: Tagebuch, 26.  November 1981, NL WK. 77 Christine Rigler (Hg.): Forum Stadtpark. Die Grazer Avantgarde von 1960 bis heute. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2002, S. 105  f. 78 Alfred Kolleritsch: Begrüßungsworte an Bundeskanzler Dr.  Bruno Kreisky zur Eröffnung des Literatursymposions im Forum Stadtpark. In: manuskripte. Sonderheft Literatursymposion 1981 „Außenseiter“ (1981), S. 83. 79 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 7.  Mai 1976, NL WK. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 314 Kontaktperson, Vermittler, Dolmetscher
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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