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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Literatur“. Den ORF-Generalintendanten Gerd Bacher kannte Kraus noch von dessen Zeit als Verlagsleiter des Molden-Verlags, wo Kraus gemeinsam mit Hans Weigel und Elisabeth Stengel die Reihe „Glanz und Elend der Meister“ heraus- geben hatte.80 Darüber hinaus natürlich auch in seiner Rolle als Moderator der Fernsehsendung „Jour fixe“. In einer internen Mitteilung intervenierte Bacher zugunsten der Berichterstattung über die ÖGL, da zunächst nur eine fünfzehn- minütige Gesprächsrunde mit Kraus geplant war, die Bacher als „ungenügend“ empfand: „Auch interessiert mich der Hinweis auf die fehlenden Geldmittel bzw. die fehlende Sendezeit nicht. […] Ich bitte, mich daher innerhalb von vierzehn Tagen präzise über unsere Pläne hinsichtlich des Jubiläums einer der bedeu- tendsten Kulturinstitutionen des Landes zu informieren.“81 Einladungspolitiken, die außerhalb seiner Zuständigkeit erfolgten, bereiteten Kraus wenig Freude. Als Anfang September 1977 der Schriftsteller Wolf Bier- mann, der im November 1976 aus der DDR ausgebürgert worden war, zum SPÖ-Jugendfestival in Wien eingeladen wurde, gab es nicht nur parlamentari- sche Anfragen und Richard Nimmerrichters („Staberl“) Polemik in der „Kronen Zeitung“,82 sondern auch Kraus zeigte sich von der Einladung, die von Unter- richtsminister Fred Sinowatz ausgegangen war, wenig begeistert: „Sinowatz lädt den ausgebürgerten Biermann nach Wien zum Wohnen und Arbeiten ein. Mit welchem Emigranten aus Österreich hat man das getan? Ich kenne Biermann und bin froh, ihn nicht im Land zu haben. Ein reiner Kommunist, durch seine Individualität gefährlicher als alle Parteikonventionalisten.“83 Kraus’ kulturpolitische Expertise dürfte ihn zunehmend für die österreichische Kulturpolitik unerlässlich gemacht haben, war er doch in zahlreichen Gremien vertreten, wie z. B. der von Bruno Kreisky angeregten Österreichischen Natio- nalstiftung, deren Vorbereitung vorbei an anderen österreichischen Institutio- nen vollzogen wurde.84 Das Bundeskanzleramt verlautbarte zu dieser Stiftung, dass es Kreiskys Idee sei, „ein Forum ähnlich den deutschen Goethe-Instituten zu schaffen“ und „gesprächsweise bei verschiedenen Vertretern der heimischen 80 Ders.: Kulturelle Wirkungen realen Handelns. In: Österreichischer Rundfunk (Hg.): Gerd Bacher zu Ehren, S. 117. 81 Gerd Bacher an Helmut Zilk, Friedrich Hansen-Löve u. Dolf Lindner, 2.  Februar 1971, NL WK. 82 Vgl. Polt-Heinzl: Kulturskandale der 1970er Jahre. In: Dies. (Hg.): Staatsoperetten, S. 20. 83 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 18.  November 1976, NL WK. 84 Vgl. Roland Innerhofer: Die Grazer Autorenversammlung (1973–1983). Zur Organisation einer „Avantgarde“. Wien, Köln, Graz: Böhlau 1985, S. 111; Evelyn Adunka: Friedrich Heer (1916– 1983). Eine intellektuelle Biographie. Innsbruck, Wien: Tyrolia 1995, S. 575  ff. Friedrich Heer setzte sich ab zirka 1964 für die Gründung einer Österreichischen Nationalstiftung, strukturell vergleichbar mit der Schweizer „Pro Helvetia“, ein. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Jenseits der Parteipolitik? 315
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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