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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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neben den offizielle Agenturen auch Institutionen mit verdeckten Agenden ope- rierten, die versuchten, „möglichst unaufdringlich westliches oder sowjetisches Gedankengut auf der jeweils anderen Seite des Konflikts zu popularisieren“.7 Mit diesem kulturell geführten Kalten Krieg ging ein Effekt einher, der die Staatsmacht mit den Institutionen der Literatur und Kunst verband. Während des Kalten Krieges dienten Persönlichkeiten aus der bildenden Kunst, der Lite- ratur, der Kritik, des Verlagswesens und der Publizistik als Informantinnen und Informanten oder Agentinnen und Agenten für staatliche Agenturen und waren oft selbst, ohne sich dessen bewusst zu sein, Ziel der Überwachung durch staat- liche Institutionen.8 Die CIA schickte nicht nur ganze Orchester um die Welt, sondern auch Jazz-Musiker wie Louis Armstrong oder Dave Brubeck wurden vom US-State Departement als die „wahren Botschafter“ (The Real Ambassa- dors) auf Tourneen hinter den „Eisernen Vorhang“ entsandt, um dort den Jazz als Errungenschaft der US-amerikanischen Kultur zu propagieren.9 Die Einmischung durch die Machthaber geschah am offensichtlichsten durch Zensur oder Unterdrückung, aber auch durch Patronanz bzw. Förderung einer offiziell erwünschten Kunst, die, selbst wenn sie keine Message enthielt, im jewei- ligen Kontext die Ideologie einer der beiden Supermächte kommunizierte. Der Kalte Krieg war die „Ära der politischen Lager und der rigiden Zuord- nungen“10, der mit seinem System der Bipolarität alle alternativen Positionen leugnete und im Zuge der miteinander im Widerstreit stehenden Interpretati- onssysteme für verhärtete Fronten sorgte. In Wien wurde der kulturelle Kalte Krieg seit den 1950er Jahren besonders akribisch geführt, vor allem im literari- schen Feld.11 Wien diente hier nicht nur als eine „Brücke zwischen Ost und West“, wodurch die Rolle des Landes als Transmissionsriemen und neutraler Treffpunkt für internationale Konferenzen und Organisationen wie die Interna- 7 Stöver: Der Kalte Krieg, S. 279. 8 Vgl. Erin G. Carlston: Modern Literature under Surveillance: American Writers, State Espio- nage, and the Cultural Cold War. In: American Literary History 22 (2010), Nr. 3, S. 615–625. 9 Vgl. Penny M. Von Eschen: The Real Ambassadors. In: Reinhold Wagnleitner (Hg.): Satchmo Meets Amadeus. Wien, Innsbruck, Bozen: Studien-Verlag 2006 (= Transatlantica 2), S. 99–110. 10 Michael Rohrwasser: „manche meinen / lechts und rinks / kann man nicht / velwechsern. / werch ein illtum!“ Avantgarde und Kalter Krieg. In: Thomas Eder, Juliane Vogel (Hg.): ver- schiedene sätze treten auf. Die Wiener Gruppe in Aktion. Wien: Zsolnay 2008 (= Profile 15), S. 65–86, hier S. 65. 11 Vgl. Michael Hansel, Michael Rohrwasser (Hg.): Kalter Krieg in Österreich. Literatur, Kunst, Kultur. Wien: Zsolnay 2010 (= Profile 17); Günter Stocker, Stefan Maurer: „Fellow Traveller“, „trojanische Pferde“, „Neutralisten“. Figuren des Dritten in der österreichischen Kultur des Kalten Krieges. In: David Eugster, Sibylle Marti (Hg.): Das Imaginäre des Kalten Krieges. Bei- träge zu einer Kulturgeschichte des Ost-West-Konfliktes in Europa. Essen: Klartext Verlag 2015 (= Frieden und Krieg 21), S. 117–136. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 357
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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