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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Als „Stellvertreterkriege“ unter einem inhaltlichen Aspekt bezeichnet Jessica Gienow-Hecht die während der Systemkonfrontation herrschende Auseinan- dersetzung der Supermächte auf der Ebene von Diplomatie und Aufrüstung, aber auch Kultur und Technologie.41 Sowohl die USA, als auch die UdSSR bedien- ten sich Methoden der „psychologischen Kriegsführung“ („psychological war- fare“), der Spionage sowie kultureller Infiltration, um den eigenen Vorsprung, war dieser auch realiter nicht vorhanden, so doch zu inszenieren und dadurch eine Schwächung des Gegners nach Innen und Außen hervorzurufen. In Österreich gab es Institutionen und Akteure wie die ÖGL und Wolfgang Kraus, die als Teil des „state-private networks“42 am kulturellen Kalten Krieg teilnahmen und von den Fronten profitierten. Die ÖGL war, wie auch das bereits 1958 etablierte „Österreichische Ost- und Südosteuropa-Institut“, eine Grün- dung unter Unterrichtsminister Heinrich Drimmel. David Caute hat darauf hingewiesen, dass das Wettbewerbsprinzip im kultu- rellen Verkehr zwischen Ost und West zumeist nur schwach als „kultureller Aus- tausch“ oder „Diplomatie“ getarnt war und konstatiert, dass mit dem kulturellen Kalten Krieg eine Verbindung der Staatsmacht mit der Kunst einherging, die sich, v. a. durch Zensur und Unterdrückung, aber auch durch Protektion und Förderung äußerte.43 In der Folge des mit der Entstalinisierung einhergehenden „Tauwetters“, das sich nach Stalins Tod 1953 in immer wieder unterbrochenen „Wellen“ nach Chruschtschows „Geheimrede“ 1956 auf dem 20.  Parteitag der KPdSU ausbrei- tete, kamen jene Schriftstellerinnen und Schriftsteller zum Zug, die bisher zu schweigen gehabt hatten. Diejenigen der sowjetischen Intelligenzija, die unter Stalin in der Butyrka, im Gulag oder der Verbannung im Hinterland hatten vege- tieren müssen, erfuhren nun Rehabilitierung und konnten ihre Arbeit wieder aufnehmen. tribution Program Behind the Iron Curtain. Budapest, New York: Central European Universi- ty Press 2013, S. 305. Wegen ihrer geographischen Nähe zu den kommunistischen Ländern kam der Stadt Wien innerhalb des Projektes eine Schlüsselrolle bei diesen Aktionen zu. Hier sind insbesondere der Leiter des Jungbrunnen-Verlags und der Buchhandlung Frick, Peter Straka, wie auch die Österreichische Gesellschaft für Literatur unter Wolfgang Kraus zu nen- nen, die an dem Buchversendungsprogramm partizipierten. 41 Jessica C. E. Gienow-Hecht: Wer gewinnt den Wettlauf? Stellvertreterkriege in Kultur und Wis- senschaft. In: Der Kalte Krieg. Hg. v. Uta A. in Zusammenarbeit mit DAMALS – Das Magazin für Geschichte. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2010, S. 83–90, hier S. 83. 42 Gilles Scott-Smith: The Politics of Apolitical Culture: The Congress for Cultural Freedom, the CIA and Post-War American Hegemony. London: Routledge 2002, S. 22. Zit. n. W. Scott Lucas: Beyond Freedom, Beyond Control: Approaches to Culture and the State-Private Network in the Cold War. In: Giles Scott-Smith, Hans Krabbendam (Hg.): The Cultural Cold War in Western Europe. 1945–1960. London: Routledge 2003 (= Studies in Intelligence), S. 53–72, hier S. 56. 43 Vgl. Caute: The Dancer Defects, S. 6. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 364 Kontaktperson, Vermittler, Dolmetscher
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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