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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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verantwortlich, den sie mit der Organisation von Lesungen, Diskussionen, Buch- vorstellungen, Ausstellungseröffnungen und Symposien stärkte (vgl. Kapitel 3), sondern führte auch „Stellvertreterkriege“ im kulturellen Kalten Krieg. Sie wur- de finanziell und organisatorisch durch Organisationen wie den „Kongress für kulturelle Freiheit“, aber auch George  C. Minden, den Präsidenten des „Inter- national Literary Center“50 unterstützt, einer Organisation, die mehr als zwan- zig Jahre lang über ein weit verzweigtes europäisches Netzwerk von Buch- und Zeitschriftenverlagen sowie unverdächtigen kulturellen Organisationen wirk- te.51 Bundeskanzler Josef Klaus, der Kraus wohlgesonnen war, antwortete in einem Interview mit Helmut Wohnout auf die Frage, ob der intensive kulturpolitische Aufbau von Ostkontakten durch Kraus und die ÖGL auf einer von der offiziel- len Außenpolitik getrennten Linie verlaufen sei, dass Kraus’ Initiative von den offiziellen Stellen dankbar zur Kenntnis genommen worden sei, es jedoch keine offiziellen Aufträge gegeben habe und die Aktivitäten der ÖGL auf einer Ebene außerhalb der Regierung durchgeführt worden seien. Bei seinen Aktivitäten im Zeichen des Kalten Krieges kam Kraus ein Diskurs zu Gute, dem sich die österreichische Kulturpolitik seit den 1950er Jahre verschrie- ben hatte: Die Konstruktion eines Raumes, der überzeitlichen Prinzipien gehorch- te und den konservativen Österreich-Diskursen folgte, die „Habsburgnostalgie“ beschwor und sich der Wien- und Österreich-Glorifizierung bediente,52 um die räumliche Distanz, die durch den „Eisernen Vorgang“ zwischen Österreich und seinen „ehemaligen Kronländer[n] und Provinzen“53 entstanden war, nun durch einen aus der gemeinsam geteilten Erfahrung des großen Reiches Habsburg ent- springenden Dialog zu überwinden, der mit antikommunistischen Vorzeichen versehenen ist: „Und die Intellektuellen der Ostländer, vor allem natürlich jene der Nachfolgestaaten der Donaumonarchie, blicken wiederum nach Wien, bei- nahe wie einst, als Wien noch die große Hauptstadt war: Wien und das heutige kleine Österreich ist ja der einzige glückliche Teil der Monarchie, dem es gelang, nicht kommunistisch zu werden.“54 Kraus’ Argumentation mag vor dem politischen Hintergrund des Kalten Krie- 50 Vgl. dazu Martin Douglas: George C. Minden, 85, Dies; Led a Cold War of Words. In: New York Times, 23.  April 2006. 51 Vgl. Alfred Reisch: Ideological Warfare during the Cold War: The West’s Secret Book Distri- bution Program behind the Iron Curtain. In: Military Power Revue der Schweizer Armee (2008), H. 3, S. 44–56. 52 Ebd. 53 Wolfgang Kraus: Koexistenz der Zeiten und Völker. Vergangenheit und Gegenwart der öster- reichischen Literatur. In: Modern Austrian Literature 1 (1968), H. 2, S. 39–42, hier S. 41. 54 Ebd., S. 42. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 366 Kontaktperson, Vermittler, Dolmetscher
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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