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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Seite - 372 -
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ke bis 1962 in Ungarn verboten waren, stand Kraus bereits seit 1963 in Kontakt, lud ihn im selben Jahr zu einer Lesung in die ÖGL ein, versorgte ihn mit Büchern, die im Osten nicht erhältlich waren und schrieb an prominenter Stelle Rezensi- onen seiner Werke.71 Als österreichische Beiträger nahmen die Schriftsteller Fritz Habeck, Hans Lebert sowie Peter von Tramin teil. Tramin war als Ersatz für Heimito von Doderer eingesprungen, der an Kraus geschrieben hatte, dass die Liste der eingeladenen Persönlichkeiten „zwar ausgezeichnete Kräfte“ enthiel- te, doch seien „darunter auch Erscheinungen, mit denen ich persönlich nicht in Diskussion treten“72 wolle. Wen er damit im Speziellen meinte, darauf ging Doderer nicht genauer ein. Ein Aufeinanderprallen der ideologischen oder ästhetischen Positionen gab es während des „Round Table“-Gesprächs nicht, wie dies etwa noch 1955 beim internationalen P.E.N.-Kongress der Fall gewesen war, wo P.E.N.-Präsident Charles Morgan den Ausschluss der Oststaaten gefordert hatte,73 vielmehr wur- den Kontroversen geschickt umgangen. Kraus war darum bemüht zu zeigen, dass ein Dialog zwischen Ost und West möglich war, aus dem beginnenden Gespräch sollte ein dauerhafter Dialog entwickelt werden. Es wurden zwar auch „kulturpolitische Sachverhalte angesprochen, vornehmlich standen aber die Legitimierung der Schreibenden, der Stellenwert der literarischen Ästhetik, Potentiale engagierter Literatur und die befürchtete Entfremdung durch kon- kurrierende Medien (Fernsehen, Radio) auf dem Prüfstand.“74 Auch für den nächsten Kongress „Literatur als Tradition und Revolution“ erhielt Kraus tatkräftige Unterstützung vom Pariser Büro des CCF. Kraus war sich dar- über im Klaren, dass sein Round-Table-Gespräch davon nur profitieren konnte: „Übrigens hat Bondy es vermocht, [Marcel] Reich-Ranicki zum Mitmachen zu bewegen, wenn ich ihn beibehalte. Was ich natürlich tue. Der ‚Kongreß für kul- turelle Freiheit‘ ist mächtig…“.75 Das Konzept für den Kongress stammte von Sperber, Kraus steuerte eine Wunschliste mit Namen bei, bei denen der CCF 71 Ferenc Botka: Wolfgang Kraus und Tibor Déry. In: Bassola, Kiss (Hg.): Literatur als Brücke zwischen Ost und West, S. 88. 72 Heimito von Doderer an Wolfgang Kraus, 26.  Juli 1965, Österreichische Nationalbibliothek, Sammlung alter Drucke und Handschriften, Sign.: Autogr. 526/65-14. 73 Vgl. Klaus Amann: P.E.N. Politik, Emigration, Nationalsozialismus. Ein österreichischer Schrift- stellerclub. Wien, Graz, Köln: Böhlau 1984, S. 136  f.; Roman Roček: Glanz und Elend des P.E.N. Biographie eines literarischen Clubs. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2000, S. 352  f.; sowie die Diskussionen in Friedrich Torbergs „FORVM“, 2 (1955), H. 18 u. H. 19/20. 74 Ursula Ebel, Holger Englerth: Inszenierung: Ost Roman West. Das II. Round-Table-Gespräch der Österreichischen Gesellschaft für Literatur: „Unser Jahrhundert und sein Roman“ (25.–27. Oktober 1965). In: Stocker, Rohrwasser (Hg.): Spannungsfelder, S. 67–100, hier S. 69. 75 Wolfgang Kraus an Herbert Zand, Juli 1965, NL HZ, Sign.: 1/B30/4. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 372 Kontaktperson, Vermittler, Dolmetscher
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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