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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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der ‚Transmissionsriemen‘ und der sogenannten führenden Rolle der KPČ in Frage und erprobten die Möglichkeit des offenen Widerspruchs zum Regime. Damit öffneten sie den Weg zum ‚Prager Frühling‘“151, der mit dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes von 20. auf 21.  August 1968 gewaltsam nie- dergeschlagen wurde. Die ÖGL protestierte nicht nur offiziell in einer Aussendung,152 sondern nahm damals auch 200 Intellektuelle, auf. Kraus erinnert sich, dass der Germa- nist Eduard Goldstücker an der Tür der ÖGL „mit einem Köfferchen in der Hand und nichts sonst“153 läutete. Nach dem 21.  August 1968 bis zur endgültigen Grenzschließung seitens der ČSSR im Oktober 1969 war es zehntausenden tschechoslowakischen Staatsbür- gerinnen und Staatsbürgern gelungen, das Land auf legalem Weg zu verlassen, wobei für den Großteil Österreich ähnlich wie während des ungarischen Volks- aufstands 1956 aufgrund seiner geografischen Lage „Erstaufnahme- und Asyl- land sowie Drehscheibe für eine Weiterreise in andere westliche Staaten“154 war. Obwohl die Reaktion der österreichischen Regierung auf den Einmarsch der Truppen des „Warschauer Paktes“ in die Tschechoslowakei „unter Verweis auf Neutralität und Unabhängigkeit“ Österreichs zurückhaltend ausgefallen war, hatte Wien dennoch die „Hauptlast der Erstversorgung“155 zu tragen: „Fest steht, dass in einer ersten großen Welle bis zum 23.  Oktober 1968 162.000 tschechos- lowakische Staatsbürger nach Österreich gelangten, 96.000 davon aus der Tschechoslowakei direkt, 66.000 aus Jugoslawien. Bis Anfang Dezember 1968 erhöhte sich diese Zahl auf rund 208.000 Personen. Im Sommer 1969 fand eine zweite Flüchtlingswelle mit mehreren tausend Personen ihren Höhepunkt.“156 Für Österreich war damit großer finanzieller und organisatorischer Aufwand verbunden, weshalb viele nationale und internationale Hilfsorganisationen sowie die internationale Staatengemeinschaft zu Hilfe kamen. Auch die ÖGL fand mit den staatlichen Mitteln, die ihr zur Versorgung der Flüchtlinge zur Verfügung gestellt wurden, kein Auskommen. Deshalb fragte Kraus bei Stone nach, ob nicht die IASCF der ÖGL finanziell auf die Sprünge helfen könne: 151 Ebd., S. 120. 152 Vgl. Brief von Milo Dor an Wolfgang Kraus, 30.  August 1968, ÖGL-Archiv. 153 Wolfgang Kraus: Zwischen Trümmern und Wohlstand. Das literarische Leben in Österreich von 1945 bis zur Gegenwart – ein Essay. In: Herbert Zeman (Hg.): Geschichte der Literatur in Österreich. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Bd. 7: Das 20.  Jahrhundert. Graz: Akade- mische Druck- und Verlagsanstalt 1999, S. 539–636, S. 601. 154 Silke Stern: Die tschechoslowakische Emigration: Österreich als Erstaufnahme- und Asylland. In: Karner [u. a.] (Hg.): Prager Frühling, S. 1024–1042, hier S. 1026. 155 Ebd., S. 1033. 156 Ebd., S. 1041. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 389
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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