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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Intellektuellen“162 beurteile. Kraus, der im April 1969 nach Prag gereist war, wollte auf Stones „telephonisches Angebot zurückzukommen“ und ihn bitten, „wenn möglich wieder einen Betrag an uns zu überweisen, damit wir den meist völlig mittellosen Ankömmlingen einen Mindestbetrag zur Verfügung stellen können“.163 Über seinen Aufenthalt, während dem er „sozusagen mit ‚allen Intellektuel- len‘ gesprochen“ habe, die den Wunsch geäußerten hätten, „die westliche Welt solle sie nicht ‚abschreiben‘, sondern weiterhin alle Vorgänge mit Aufmerksam- keit beobachten“, zog Kraus folgendes Resümee: „Gerade Österreich könnte ihrer Meinung nach dabei wieder eine wichtige Rolle spielen, weil Einladungen aus Wien auch bei einer Verschlimmerung der Lage wahrscheinlich erlaubt bleiben dürften.“164 Noch 1970 suchte Hella Bronold für Dezső Monoszlóy, den ehemaligen Sekre- tär der ungarischen Sektion des „Tschechoslowakischen Schriftstellerverbandes“, der 1968 über Jugoslawien nach Wien geflüchtet war und einen dauerhaften Wohnsitz in Wien einnehmen würde, bei Stone um Unterstützung an, da dieser bereits „vielversprechende Verbindungen mit Verlagen aufgenommen“ habe, es jedoch noch einige Zeit dauern würde, „ehe er für seine Arbeiten Geld in die Hand“165 bekomme. Jeleński war froh zu hören, dass sich die ÖGL immer noch der „Czech refugees“ annahm und hoffte, dass in Österreich Gelder zur Verfü- gung gestellt werden könnten, denn der Fond der IASCF hatte „many demands in other countries“166 zu berücksichtigen. So genoss die ÖGL als Anlaufstelle für Dissidenten aus den Ländern Osteuropas in den 1970er Jahren, als sich die sowjetische Praxis der Ausweisungen und Aus- bürgerungen häufte,167 bereits einen internationalen Ruf und stand mit zahlrei- chen Intellektuellen hinter dem „Eisernen Vorhang“ in Kontakt. Kraus erinnert sich etwa: „Mir wird unvergesslich sein, als bei mir zu Hause in Wien 1972 das Telefon läutete und sich eine ruhige Stimme mit dem Namen Josif Brodsky mel- 162 Shepard Stone an Wolfgang Kraus, 30.  Juni 1969, ÖGL-Archiv. 163 Wolfgang Kraus an Shepard Stone, 22.  April 1969, ÖGL-Archiv. 164 Ders. an Shepard Stone, 5.  Mai 1969, ÖGL-Archiv. 165 Hella Bronold an Konstanty Jeleński, ÖGL-Archiv. 166 Konstanty A. Jeleński an Wolfgang Kraus, 27.  Jänner 1970, ÖGL-Archiv. 167 So wurden 1973 Andrei Sinjawski und Naum Koržavin ausgewiesen, im Februar 1974, fast gleichzeitig mit Alexander Solschenizyn, Wladimir Maximow, der den kritischen Roman Die sieben Tage der Schöpfung (dt. 1972) verfasst hatte; im Sommer desselben Jahres folgten der Literaturwissenschaftler Efim Etkind, der Dichter und Liedersänger Aleksandr Galitsch, und im September wurde Wiktor Nekrassow ausgewiesen. Im Sommer 1975 folgte Andrei Amal- rik, der einige absurde Dramen im Stil Samuel Becketts verfasste hatte, und im August 1978 emigrierte der Schriftsteller Sergei Dowlatow. Vgl. Lauer (Hg.): Geschichte der russischen Lite- ratur, S. 833. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 391
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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