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Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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30 Einleitung meine gesellschaftliche Demokratisierung. So liegt die angedeutete Differenz zwischen Hackmann und Andrei Schaguna einerseits in der unterschiedlichen innerkirchlichen Struktur beider Bistümer begründet, deutet aber auch bereits die schrittweise Demo- kratisierung der cisleithanischen Kronländer an und damit einen schleichenden Verlust elitärer Exklusivität der Kirchenhierarchen.53 In der Erweiterung der Überlegungen zum institutionellen Wandel des Religionsfonds über den Ausgang des Ersten Weltkrieges hinaus liefert ein Gedankenspiel von H. Bude zur Implosion der DDR und dem darauffolgenden ›allmählichen inneren Ableben der Bundesrepublik‹ einen Mehrwert für die Formulierung der letzten These, der hier Er- wähnung finden soll. Bude konstatiert darin einen gesellschaftlichen Systemwechsel bei politischer Regimekontinuität, der letztlich zu einer Festigung der deutschen Verfassung führt.54 Mit Einschränkung trifft das zunächst auch auf die Situation der Bukowina und den parallel damit einhergehenden Wertewandel nach 1918 zu. Großrumänien hatte die nationale Vereinigung erreicht. Es kam innerhalb des Religionsfonds durch die gesamt- staatliche Neuorientierung zu einer beträchtlichen Verschiebung der values in ihrem jeweiligen Stellenwert. Der Bukowiner Religionsfonds und seine Akteure fühlten sich in ihrer national ausgerichteten Politik bestätigt. Und doch stellte sich eine schleichende Krise dieser Institution mit diesem Ereignis ein, wenngleich seine sichtbaren Auswir- kungen erst über ein Jahrzehnt später an die Oberfläche traten. Aus dieser Perspektive scheint die weltweite Wirtschaftslage am Ende der 1920er Jahre nur der Auslöser, nicht aber die tiefere Ursache für die Krise des Fonds zu sein. Der institutionelle Wandel hatte sich im Sinne der Akteure in einer nunmehr erfüllten nationalen Leitidee und einer er- reichten Deckungsgleichheit des eigenen mit dem staatlichen Orientierungsmuster voll- zogen. Er war jedoch ab diesem Zeitpunkt mit der überaus heterogenen politischen Re- alität Rumäniens konfrontiert, in der sich seit dem letzten Drittel des 19.  Jahrhunderts ein erheblicher Reformstau aufgebaut hatte. Fragen des nation building und nach der eigenen Identität spielten dabei eine zentrale Rolle.55 Auf organisatorischer Ebene er- gaben sich durch die rumänischen Sprachgesetze Anfang der 1930er Jahre ebenso bald Probleme, etwa fachlich versierten Nachwuchs für die Forstwirtschaft zu rekrutieren. In beiden Fällen, sowohl vor, als auch nach 1918, zeigt sich deutlich, dass ökonomische Strukturen wie die Institution des Religionsfonds zwar (staats-)kapitalistische Grund- sätze in einem Raum installieren, bewahren oder erweitern helfen sollen, jedoch ei- 53 Selznick 1951, Vulnerability, 321. 54 Bude 2003, Altern, 221f. 55 Mareci & Purici 2007, Pressure ; Barbu & Preda 2006, Building, bes. 371 ; auch Harre 2009, Wege. Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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