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36 Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung
archie zu schaffen.13 Es ist mehr als wahrscheinlich, dass dieses Bild fast erwartungsge-
mäß eine ziemliche Heterogenität im Sinne der erwähnten ›Josephinismen‹ offenlegen
würde. Daraus ließe sich denn auch in der Folge das ungleichmäßige Eindringen sowie
die hier nur postulierte unterschiedlich lange Dauer dieser Reformen sichtbar machen.
Inwiefern das Ergebnis dann auf die strukturelle Heterogenität der jeweiligen Region
zurückzuführen ist, gilt es zu überprüfen. Erst damit aber ergäbe sich die grundsätzliche
Möglichkeit, das Wesen des Josephinismus auch auf der Wirkungsebene in einem länge-
ren Zeitrahmen als bisher fassbar zu machen.
Das hier anschließende Kapitel kann freilich in keiner Weise den Anspruch erheben,
diese doch beträchtliche Lücke schließen zu wollen. Sehr wohl wird aber versucht, die
Genese des bis dato kaum in der Forschung beachteten gr.-orient. Religionsfonds nach-
zuzeichnen und – vor allem, was dessen Gründungsphase betrifft – die Folgen der jo-
sephinischen Reformen am regionalen Beispiel der Bukowina aufzuzeigen und diese in
den zeitgenössischen Kontext einzubetten. Daher erscheint es auch nötig, diesem Kapi-
tel einen kürzeren Abschnitt über einen zentralen Teilaspekt des Josephinismus, d.i. der
katholische Religionsfonds, voranzustellen. Darauf aufbauend lässt sich denn auch, ob-
gleich etwas vorauseilend, die Frage ableiten, inwieweit und wenn ja, aus welchen Grün-
den die Reformbestrebungen unter Kaiser Joseph II. gerade in der peripheren (konfes-
sionell weitestgehend orthodox-ostkirchlich geprägten) Bukowina weit nachhaltiger
gegriffen bzw. gewirkt haben, als dies vergleichsweise in den (katholischen) deutschen
Erblanden der Fall war ; und das, obwohl das primär intendierte Ziel der angestoßenen
staatlichen Umgestaltungsmaßnahmen sich in erster Linie eigentlich auf diese zentralen
Räume richtete.
Mit Rationalität und größtmöglicher Effizienz einer aufzubauenden zentralstaatlichen
Bureaucratie sollte die Stabilisierung des durch die Reformen in Bewegung geratenen
Herrschaftssystems garantieren. Am Ende sollte in der Vorstellung der modernisierte
Staat stehen. Die völlige Überwindung tradierter Strukturen, wozu vor allem die stän-
dischen Einrichtungen zu zählen waren, blieb jedoch zweitrangig. Der Platz letzterer
13 Einen Ansatz dazu bot die niederösterreichische Landesausstellung über Joseph II. 1980 ; Gutkas
(Hg.) 1980, Österreich ; ein kürzlich erschienener Sammelband zur katholischen Aufklärung setzt
hier einen wichtigen Schritt zur Überbrückung dieser Forschungslücke ; Bendel & Spannenber-
ger (Hg.) 2015, Aufklärung ; in Bezug auf Einkünfte und Mittel der (katholischen und unierten) Re-
ligionsfonds sowie die Anzahl ihrer Kleriker liegt eine vergleichende, kleinere Überblicksstudie für
die Jahre 1781–1790 vor ; Dickson 1993, Joseph ; für eine kritische historiographische Betrachtung
des Josephinismus liefern Fillafer & Wallnig [(Hg.) 2016, Josephinismus] neue Perspektiven des
Vergleichs.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439