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Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 37 pendelte im Reformgebäude zwischen Entmachtung, Zerschlagung und Integration.14 Man hatte alsbald erkannt, dass »verwaltungstechnische Vereinfachung«, wie sie durch diese Reformen unternommen wurden, nicht ausreichten, einen auf Dauer stabilen und modernisierten Staat zu schaffen.15 Innerhalb dieses nur schwer in seiner Tiefe und Tragweite gänzlich zu überblickenden Facettenreichtums an Reformen ist daher das Au- genmerk hier primär auf das Staatskirchentum16 zu lenken, also jenen maßgeblichen Teil der Umgestaltung, »ohne den alles andere nicht gelingen konnte«.17 Sie entpuppte sich als eine der tragenden Säulen der josephinischen Reformperiode. Betrachtet man den Josephinismus als gesamtgesellschaftliches Phänomen, so gehört die Beaufsichti- gung der Kirche durch den Staat zu seinem Fundament, womit zugleich auch jener Be- reich des Josephinismus angesprochen ist, dessen unmittelbare Nachwirkungen sich am längsten verfolgen lassen.18 Schon seit den ersten Reformansätzen unter Maria Theresia kristallisierte sich immer mehr die Kirche als ein »störendes Element für den absolutistischen Verwaltungs- und Wirtschaftsstaat« heraus.19 Einerseits standen die Klöster für eine im Sinne des Josephi- nismus nicht mehr zeitgemäße Feudalordnung. Sie verhinderten in ihrem Machtbereich den unmittelbaren Durchgriff des Staatsapparates auf ›seine῾ Untertanen. Die autono- men Bereiche, etwa in Form der (vor allem durch die Kirche maßgeblich ausgeübten) Grundherrschaft, sollten im Zusammenwirken mehrerer Reformschritte (z.B. Urbarial- regulierung, Grundsteuer etc.) sukzessive zu Gunsten des Staates zurückgedrängt wer- den.20 Zum anderen sah die Staatsverwaltung in der Kirche (hier und besonders wie- derum in den Klöstern) als größtem Grundbesitzer eine weitgehend ›tote Hand‹, in der sich beachtliche Vermögenswerte angehäuft hatten, die nach den zeitgenössischen Vor- stellungen keine effiziente Nutzung mehr erkennen ließen.21 Nicht nur in unmittelbar wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch an der staatsloyalen Erziehung der Untertanen hatte die Kirche ihren Beitrag zu leisten. Zielte das Maria-Theresianische Volksschulwe- sen noch hauptsächlich auf die tiefere Verwurzelung des Katholizimus in den unteren Volksschichten ab22, so sollte die Kirche unter Joseph  II. in dieser Beziehung als loyale 14 Reinalter 2008, Josephinismus, 25 ; Kovács ²1980, Josephinismus, 27. 15 Heindl 1990, Bürokratie, 39. 16 Als Überblick zum Staatskirchentum vgl. Ritter 1954, Vermögensverwaltung, 77f. 17 Aretin 1985, Josephinismus, 519. 18 Valjavec 21945, Josephinismus, 50 u. 53 ; Aretin 1983, Josephinismus, 524 ; Ogris 1981, Joseph  II., 151. 19 Schindling 1997, Aspekte, 688. 20 Ogris 1981, Joseph  II., 122 u. 136. 21 Aretin 1985, Josephinismus, 515. 22 Schindling 1997, Aspekte, 688.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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