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Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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44 Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung Moldau erstmals eindeutig nach Westen aus. Andererseits geriet damit eine vergleichs- weise homogen strukturierte, in Zahl und Verbreitung weitgehend orthodox gläubige Bevölkerung zu Untertanen eines katholischen Fürsten, des Kaisers, in Wien.6 Die nati- onale Differenz zwischen orthodoxen Ruthenen und Rumänen der Bukowina ist ein erst Jahrzehnte später während der zweiten Hälfte des 19.  Jahrhunderts zum Tragen kom- mendes Phänomen. Zunächst spielte dieses im Bewusstsein wie Handeln der Gläubigen, die für die Kirche als Einheit galten, keine Rolle.7 Das sich in der Bukowina mit der österreichischen Verwaltung josephinischer Prägung etablierende normative Rechts- verständnis eines direkten Abhängigkeitsverhältnisses zwischen dem Staat  – vertreten durch den Landesfürsten bzw. Kaiser  – und der Kirche8 war der Orthodoxie im Gegen- satz zur katholischen Kirche zu diesem Zeitpunkt in Form der traditionellen Sympho- nia keinesfalls fremd.9 Dieses Verhältnis ermöglichte staatlichen Behörden ein weitrei- chendes Mitwirken innerhalb der orthodoxen Kirche.10 Das Fehlen eines christlichen Herrschers seit der Eroberung Konstantinopels hinterließ im byzantinischen Raum eine entsprechende Lücke, in die regionale Landesfürsten drängten. Der Patriarch, der sich nach wie vor in Istanbul befand, hatte hierauf keinen wesentlichen Einfluss.11 Hinsichtlich der Religionsausübung verfügten die orthodoxen Christen auf dem Gebiet der Habsburgermonarchie schon seit 1761 über weitgehende Freiheiten in der Öffentlichkeit.12 Die Toleranzgesetzgebung unter Joseph  II. wandte sich dabei dement- sprechend weniger der Orthodoxie bzw. der Kirchennation als Einheit selbst zu, son- dern vielmehr den einzelnen Gläubigen. Das Patent vom 13. Oktober 1781 beseitigte die 6 Die Huldigung und Eidesleistung der Bukowiner Stände, als auch der Geistlichkeit fand am 12.X.1777 statt, ANR-B HKR III/12/1777 Eines an nach Comandirenden Generalen Feldzeugmeister Grafen von Siskovics […] Rittmeisters von Linken dato Zallesczyki den 15. October 777 erstatteten Berichts. 7 Turczynski ²1995, Orthodoxe, 402. 8 Valjavec 1945, Josephinismus, 38. 9 Innerhalb des Patriarchates von Konstantinopel und der osmanisch verwalteten wie ›dirigierten‹ Gebiete galten die Bischöfe der griechischen Kirchen durch das Millet-System als ›staatsrechtliche Institution‹ mit eigenem Jurisdiktionsbereich. Das begründete für die Hohe Pforte ein selbstver- ständliches Entscheidungsrecht etwa bei der Einsetzung von Kirchenhierarchen, aber umgekehrt ebenso eine nicht unerhebliche Einschränkung kirchlicher Autonomie ; Suttner 2007, Staaten, 181f. 10 Suttner 1989, Staat, 347. 11 »Was die äusserliche Aufsicht über die Kirche in der Moldau anlangt, so kömmt diese allein dem Fürsten zu, welcher fleissig und sorgfältig darauf Acht hat, daß der Wandel und die Lehre der Geist- lichen mit den Grundsätzen des wahren Glaubens überein kommen« ; Cantemir 1771/1973, Be- schreibung, 320 u. 324 ; Iorga 2011, Istoria, 80f. 12 Prokschi 2007, Kirche, 78. Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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