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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 87 maliges Kirchengut  – kamen 1790 75 Familien, verteilt auf acht Kolonien zur Ansied- lung.154 Zur Finanzierung der desolaten Staatsfinanzen ließ Wien 1811/12 Teile der Religionsfondsbesitzungen, vorwiegend in den fruchtbareren und landwirtschaftlich ertragreichen Gebieten der nordöstlichen Bukowina155, veräußern. Das führte mithin zur später so deutlichen Dominanz der Forstwirtschaft innerhalb des Religionsfonds. Bis zur Regulierung der Fondsmittelverwendung durch einen allerhöchsten Be- schluss von Kaiser Franz  I. (Troppau 12.XII.1820) betrachtete die Lemberger Verwal- tung den Fonds  – was den Aspekt des Eigentums angeht  – als öffentliches Gut.156 Letztlich setzte erst mit der Märzverfassung von 1849 jener Prozess ein, der das durch den Reli- gionsfonds administrierte Kircheneigentum (das es theoretisch auch immer geblieben war) wieder schrittweise in dessen Verfügungsgewalt  – wenngleich mit Einschränkun- gen  – zurückführte. Wie allerdings noch zu zeigen sein wird, war damit die Eigentums- frage bzw. vor allem die Frage der Verfügungsgewalt darüber keineswegs geklärt. Sie sollte bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges noch Gegenstand von zum Teil heftig geführten Diskussionen in der Bukowina werden. Einmal abgesehen von der lobenden Einschätzung des Zeitgenossen Raimund F. Kaindl formten die Diözesanregulierung, der Güteraustausch mit der Moldau und die Einrichtung des gr.-orient. Religionsfonds einerseits eine hochkomplexe Thema- tik. Letztere ermöglicht einen Einblick in das diskursive Verhältnis von Reformwillen, Verwaltungspraxis und realem Umsetzungsspielraum vor Ort. Hier waren die Wiener Behörden in ihren Entscheidungsprozessen nicht nur vom eigenen Wollen (und zeit- weilig wohl auch Unvermögen) abhängig ; ganz im Gegenteil, sie mussten diese jeweils in Einklang mit einer sich stetig ändernden Außenpolitik, den wechselnden Befindlich- keiten an der Hohen Pforte oder am Hof des Fürsten der Moldau in Jassy bringen. Dass dabei praktisches Wissen und Verständnis um andere Herrschaftsformen jenseits der Grenze nach wie vor gering waren, zeigen nicht nur die langwierigen und ebenso wider- sprüchlichen Verhandlungen um den Verkauf der betroffenen in der Moldau gelegenen Bukowiner Klostergüter an Baron Mustazza. Andererseits war es gerade der Einsicht lokaler, aus der Bukowina selbst stammender, jedoch bereits in Wien ausgebildeter lo- yaler Beamter, wie wir in der Person Basilius Balsch ein Paradebeispiel dafür finden, zu 154 Fratautz (Nr. 191) 16, Satulmare (Nr. 201) / Itzkany (Nr. 229) / St. Onufry (Nr. 130) / Arbori (Nr. 197) u. Milleschoutz (Nr. 200) jeweils 8, Tereblestie (Nr. 137) 7 u. Illischestie (Nr. 241) 12 Familien ; Bericht der k. Domainen Zentral Hofbuchhaltung, Wien v. 1.X.1790, ÖSTA-FHKA galiz. Domänen Nr. 108 Fasz. 10 Juli-Dez. 1801, fol. 864–871v ; vgl. dazu Scharr 2010, Landschaft, v.a. Kapitel 7.3.2. (Kolonisation aus dem Reich). 155 Ostra, Banilla, Zamostie, Cabeştie, Pleschnitza, Crişeiatec, Luca şi Banin ; die Schreibweise der Ort- schaften entspricht, soweit dort vorhanden, jener in Tab. 4 ; 156 Neşciuc 1893, Istoria, 20.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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