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Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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124 Die Institution: Struktur & Werte Punkte an. Diese sind unbedingt vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Situation in der Bukowina zu sehen und stehen zudem untereinander in einem engen, sich gegen- seitig beeinflussenden Verhältnis : erstens  – eine unumstritten hierarchisch organisierte Kirchenführung ausgehend vom Bischof sowie eine den politischen Provinzgrenzen entsprechende Organisation der Diözesen ; zweitens  – eine klare Zuordnung des Re- ligionsfonds, widmungsgemäß und ausschließlich für die Bedürfnisse der Bukowina ; drittens  – die Verfügungsgewalt des Bischofs darüber sowie  – viertens  – eine drohende Gefahr nationaler Spaltung des Kronlandes (im Hinblick auf den ruthenischen Bevölke- rungsanteil innerhalb der orthodoxen nicht unierten Kirche der Bukowina). Während die Demokratisierungsversuche innerhalb der nicht unierten Orthodoxie Siebenbürgens durch Andrei Schaguna zielgerichtet eine Stärkung aller Rumänen auf Basis nationaler Gleichberechtigung und gegen die voranschreitende Magyarisierung be- absichtigte, hätte aus der Sicht Hackmanns eine kirchliche Vereinigung und eine damit zusammenhängende Laisierung der Hierarchien »den sorgsam gehüteten Hausfrieden in der Bukowina« erheblich gestört.39 Ein Kirchenkongress, wie ihn Schaguna verstand, hätte die Beteiligung von Laien an entsprechender Stelle vorausgesetzt, jedoch gleich- zeitig in einer polyethnisch verfassten Religionsgemeinschaft wie der orthodoxen Kir- che der Bukowina unweigerlich zu einer Nationalisierung der Konfession und damit in Konsequenz schlimmstenfalls zur Spaltung geführt. Letzteres sollte sich Jahrzehnte später bestätigen. Zudem teilte sich die ruthenische Volksgruppe der Bukowina auf zwei  – al- lerdings nicht in einem vergleichbaren Verhältnis wie die Rumänen Siebenbürgens  – Be- kenntnisse auf : in ihrer überwiegenden Mehrheit auf die gr.-orient. Kirche und in einer sehr viel kleineren Minderheit (vorwiegend aus Galizien-Lodomerien Zugewanderter) auf die gr.-kath. (unierte) Kirche Brester Union. Gleich mehrfach äußerte sich daher Hackmann, mitunter auch emotional, gegen die angestrebte Laienbeteiligung : Näher angesehen, ist das keine constitutionelle Verfassung, wie sie heutzutage in Österreich besteht, denn wer wäre hier der andere gesetzgebende Factor, da der Bischof bloss Präses ist. Diese Verfassung ist nichts mehr, nichts weniger als Calvins republikanische. Und da die Lai- envertretung um das doppelte grösser ist als die der Geistlichen, so wird bei dieser Verfassung die Herde die Hirten weiden.40 Die nationalen Reibungen und Kämpfe, welche seit vierzehn Jahren bereits die gr. orient. Kir- che in Österreich bewegen und das Band ihrer äußeren Einheit zu zerreisssen (sic !) drohen, sind nicht ohne aufregenden Eindruck auf die zwei verschiedenen nationalen Elemente der 39 Turczynski 1976, Konfession, 255–257. 40 Hackmann 1864/1899, Sendschreiben, 112, ebenso 4. Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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