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Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 127 eigene Metropolie für jede Provinz, d.h. eben auch für das Kronland Bukowina.50 Aus dieser Logik heraus betrachtet  – so Hackmann weiter  – bestünde de facto bereits eine Art von Metropolie, da Czernowitz die Hauptstadt (Metropolis) eines neuen Kronlandes sei. Mehr noch, eben weil der Bukowiner Klerus »seinem wahren Metropoliten, der in der Moldau wohnt, aus wohlbegreiflichen politischen Gründen nicht unterstehen darf [… und] die Bukowiner Diöcese bekanntlich eine Tochter der Metropolie Moldaus ist«, wäre diese Forderung logisch gerechtfertigt.51 Ein zugegebenermaßen ambivalentes Interpretationsmuster, dessen »wohlbegreifliche politischen Gründe« klar auf die jose- phinische Kirchenordnung52 verweisen, die Hackmann als Teil der gültigen Verfassung nicht nur akzeptierte, sondern loyal vertrat, wenngleich der Hinweis auf den »wahren Metropoliten« frühere  – jedoch ebenfalls legitime  – Loyalitäten damit nicht in Abrede stellte. Schaguna deutete allerdings Ethnos auf gegensätzliche und weniger an den Raum gebundene Weise mit ›Volk‹, ›Nation‹ und ›Stamm‹, was wiederum ein Argument für eine vereinte rumänische Metropolie lieferte : »Wir Romanen aus Siebenbürgen, Banat und Ungarn wollen die Wiederherstellung unserer alten Metropolie.«53 Den nicht ganz unberechtigten Einwand der Bukowiner Laien, wonach die »Creierung von zwei Met- ropolien auf Grund des Nationalitätenprinzips und einer dritten ohne jedwede Rück- sicht auf Nationalität [also dreier Partikularkirchen : eine serbische, eine rumänische in Siebenbürgen und eine in der Bukowina ; Anm. K.S.] aber schon von vornherein einen Widerspruch« in sich führe, ließ Hackmann unbeachtet.54 Die rumänischen Eliten der Bukowina fühlten sich mit der Entscheidung von Karlowitz, die Diözesen getrennt zu lassen, geradezu in ihrem ursprünglichen Vorhaben bestätigt : »Carlowicz ist theilweise ein kirchliches Frankfurt geworden, und das laute Zeugniß der Kirche, daß sie sich nicht aus und durch sich selbst regenerieren könne, ruft unwillkürlich die Laienwelt ihr zur Hilfe«.55 Noch 1866 berichtete der Ausschuss des Bukowiner Landtages zur Kirchen- autonomie unter Bezug auf die Erhebung des Bistums Hermannstadt zur Metropolie : »Umso schmerzlicher muß es dieses stets getreue Kronland empfinden, daß seine Di- öcese allein von der Wohlthat der Wiedergeburt der gr. or. Gesamtkirche nicht berührt  – sondern außerhalb der Bereiche der kanonischen Sazungen (sic !), in derselben vorge- zeichneten Richtung belassen wurde«. Der Ausschuss sah darüber hinausgehend in die- 50 Hackmann 1864/1899, Sendschreiben, 138f.; Motivarea propunerilor episcopului Bucovinei Euge- nie Hacman la sinodul din Carloviţ, Karlovitz, 2./14.IX.1864, abgedruckt in Puşcariu 1900, Metro- polia, 252–285, hier 253 ; auch Schneider 2005, Metropolit, 12 u. 169. 51 Hackmann 1864/1899, Sendschreiben, 109 u. 120, 138f. 52 Vgl. Kap. 3 (Aspekte des Josephinismus). 53 Schaguna 1863, Anthorismus, 117. 54 Styrcza et al. 1864, Einigkeitsruf, 15. 55 Styrcza et al. 1864, Einigkeitsruf, Vorwort.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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