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146 Die Institution: Struktur & Werte
Das neue Statut sah demnach vor, die oberste Leitung des Religionsfonds mit 1. Jänner
1870 in die Zuständigkeit des k.k. Ministeriums für Kultus und Unterricht zu überfüh-
ren und das bisher verantwortliche Finanzministerium darin abzulösen (vgl. Statut §I).
Für die selbständige Verwaltung der Güter war unter dem Titel ›K.K. Direktion der Gü-
ter des bucovinaer gr. or. Religionsfondes‹ ein eigenes Amt in Czernowitz zu errichten
(§IV)115, wobei dem jeweiligen Landespräsidenten der Bukowina die Funktion eines
Vorstandes der Direktion zugewiesen wurde (§V). Schließlich erhielten die in der Di-
rektion tätigen Funktionäre (24 Personen, verteilt auf verschiedene Diätenklassen ; vgl.
Tab. 7) eine völlige rechtliche Gleichstellung mit den Staatsbeamten (§VI).116 Der Kaiser
stellte als Landesherr die oberste Verfügungsinstanz des Fonds (§III). Der Landesfürst
behielt sich das endgültige Ernennungsrecht des Güterdirektors (nach Vorschlag des
Landespräsidenten und in konsultierender Rücksprache mit dem Bischof) vor (§VIII).
Damit war der staatliche Kontrollmechanismus über einen breit ausgelegten selbständi-
gen Wirkungskreis117 der Direktion verlässlich sichergestellt. Als innere Geschäftsspra-
che galt Deutsch.118 Dem Bischof und seinem Konsistorium gestand das Statut bei der
Administration der Güter des Fonds lediglich eine in realiter beschränkt zu verstehende
»normierte Mitwirkung« ein (§XII).119 Die Grenzen möglicher Einflussnahme, die bei-
den kirchlichen Institutionen dadurch sichtbar ausgesteckt wurden, erstreckten sich auf
die unten angeführten Bereiche. In grundsätzlichen Entscheidungen – finanzieller wie
struktureller Natur – stand sowohl dem Bischof als auch dem Konsistorium ausschließ-
lich eine beratende Tätigkeit zu :
1. Die Übersicht über das Vermögen des Religionsfondes, die Wahrung der Interessen des-
selben, die Begutachtung beabsichtigter Verminderung der Substanz durch Verkauf, Tausch,
Belastung, die Wahrnehmung von Gefahren und Schäden, welche den Religionsfond treffen
könnten ; die Äusserung über Voranschläge und Rechnungsabschlüsse des Fondes.
2. Die Erstattung von Gutachten über die Gewährung von Darlehen und Vorschüssen aus dem
115 Die Direktion wurde laut allerhöchstem Beschluss per 18.III.1870 eingerichtet ; DACZ 320/3/3260,
fol. 17, Landespräsidium an Hackmann v. 22.IV.1870.
116 Sowohl Konsistorialbeamte als auch Angestellte der Güterverwaltung hatten
– ähnlich Staatsbeam-
ten – einen Eid auf Kaiser, Kirche und Konsistorium abzulegen, womit sie gelobten, ihren Dienst
»gewissenhaft und genau zu erfüllen, dabei stets nicht nur das Beste des Dienstes, Seiner kk Apos-
tolischen Majestät, der gr. or. Kirche und der Bukowiner gr. or. Diözese, so wie des kk österreichi-
schen Staates vor Augen zu haben [… und] sich stets die thunlichste Schonung des Bukowinaer gr.
or. Religionsfondes angelegen sein zu lassen« ; DACZ 320/3/2846, fol. 69, Diensteid 1865.
117 DACZ 321/1/13, Innere Einrichtung, fol. 21ff.
118 DACZ 321/1/13, Innere Einrichtung, fol. 19.
119 DACZ 321/1/13, Organisations-Statut, fol. 1f.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439