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152 Die Institution: Struktur & Werte
der Bukowina bestimmten. Morariu-Andriewicz besetzt schon in den beiden Jahrzehn-
ten vor seiner Berufung ins Hirtenamt, noch unter Hackmann, eine gewichtige Rolle in
der Diskussion um die Frage kirchlicher Autonomiebestrebungen, des Kirchenkongres-
ses und der Verfügungsgewalt über den Religionsfonds. Die beiden ihm vorangehenden
Bischöfe, seit 1873 auch Metropoliten (der Bukowina und Dalmatiens), Theophil Ben-
della (1873–1875) sowie Theoctist Blazewicz (1877–1879), hatten vergleichsweise wenig
bleibenden Einfluss, was zum Teil auch in der Kürze ihrer Amtszeiten begründet sein
mag.127 Beide sollen hier daher lediglich im weiteren Kontext von Morariu-Andriewicz
behandelt werden, auf dessen Wirken hingegen genauer eingegangen wird.128 In seiner
Beziehung zu Hackmann, vor allem im Hinblick auf die Kirchenkongressfrage, ist dabei
ein Fokus zu setzen, da gerade dieser Lebensabschnitt die spätere politische Agenda des
künftigen Hierarchen vorzeichnete.
Der spätere Erzbischof und Metropolit stammte aus der Bukowina. Er wurde 1818
in Mitoka-Dragomirna (heute rum. Mitoca-Dragomirnei) als Sohn der gr.-orient. Pfar-
rerfamilie Gherasim und Zamfira Morariu geboren. Der Junge bekam den Taufnamen
Samuel (Samuil). Mit der Einschreibung in die Volksschule von Suczawa erhielt er den
Familiennamen Andriewicz.129 Die Slawisierung seines Namens dürfte auf den Ein-
fluss des zu dieser Zeit meist aus Galizien stammenden polnisch-sprachigen Lehrkör-
pers und der bis 1848 üblichen Politik der Lemberger Schulaufsicht zurück zuführen
sein.130 Erst ein 1871 erlassenes Dekret der Landesverwaltung berechtigte ihn, wieder
offiziell den (Doppel-)Namen Morariu(-Andriewicz) zu tragen.131 Nach seiner Schul-
ausbildung am Gymnasium und dem theologischen Seminar in Czernowitz, wo er ab
1839 studierte, schlug Andriewicz mit der Priesterweihe 1843 die geistliche Laufbahn
ein. Die erste Pfarrstelle erhielt der junge Priester 1845 in Czahor unweit der Landes-
127 Bendella hatte über Jahre hinweg gesundheitliche Probleme und konnte seine Stelle als Konsistori-
alarchimandrit nur bedingt ausfüllen ; ÖSTA-AVA Kultus, NK akath. gr.-or. Karton 6 ad 10322.1865
C.U.
128 Bendella (rum. Bendela) (*1814), am 13.XI.1873 in das Amt des Erzbischofes sowie Metropoliten
der Bukowina und Dalmatiens eingesetzt, verstorben in Franzensbad am 2.VIII.1875 ; Blazewicz
(rum. Blajevici) (*1807), Metropolit vom 22.III.1877 bis zum 9.VII.1879 ; die (Erz-)Bischöfe der
Bukowina wurden in der am 7.VI.1884 fertiggestellten und aus Mitteln des gr.-orient. Religions-
fonds errichteten Gruftkapelle auf dem allgemeinen Czernowitzer Friedhof bestattet bzw. nach-
träglich dorthin umgebettet ; darunter befindet sich auch Dositheus Cherescul (rum. Dosofteiu
Herescul) ; Bukowinaer Post Nr. 218 v. 18.IV.1895, 1–3.
129 Neşciuc 1893, Istoricul, 26 ; Satco 2004, Enciclopedia, 83 ; Angaben aus dem Nachruf der Neuen
Freien Presse Nr. 11006 v. 16.IV.1895, Morgenblatt, kleine Chronik, Titelseite.
130 Zu Namen, Biographie sowie zum Schaffen von Morariu-Andriewicz vgl. Jacobescu 1995, Sil-
vestru, 149.
131 Dekret Nr. 1751 v. 10.V.1871 ; nach Neşciuc 1893, Istoricul, 26.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439