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Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 167 zugunsten der Ruthenen in der Bukowina nährte das ständige Misstrauen nationaler Kreise, die sich zusehends in die Defensive gedrängt fühlten.185 Die allmähliche Nati- onalisierung des Konfessionsbewusstseins einer vorwiegend bäuerlichen Bevölkerung trug darüber hinaus zur wachsenden Aufladung dieses Konflikts bei.186 Gerüchte um die Einrichtung eines röm.-kath. Bischofssitzes empfand man seitens der Orthodoxie  – wohl auch in Erinnerung an die polnisch-galizische Zeit  – zudem als ernst zu nehmende Bedrohung, besonders im Hinblick auf die Volksschulen, ihre Verwaltung, Finanzierung und die Unterrichtssprache.187 Obwohl bereits 1844 eine allerhöchste Entschließung verordnet hatte, dass der gr.-orient. Religionsfonds »zum Unterhalte griechisch-nicht unierter Volksschulen zu verwenden« sei und damit auch die Aufsicht dem gr.-orient. Konsistorium oblag, behauptete noch 1860 die von Galizien aus gesteuerte katholische Kirche ihre vormalige Stellung als Schulbehörde. Ein Großteil der betroffenen Schulen blieb folglich noch unter der Kontrolle des r.k. Erzbischofs in Lemberg. Ungeachtet des- sen musste die Finanzierung der Bukowiner Religionsfonds bestreiten.188 Derartige Versuche galten jedenfalls schnell als »polnische Propaganda«, wogegen sich vor allem rumänische akademische Studentenkreise äußerten189, zumal man im sel- ben Jahr (1886) in der Bukowina der Errichtung der gr.-orient. Diözese vor 100 Jahren gedachte.190 Obwohl die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung dem gr.-orient. Ritus angehörte und die katholische, aber auch die unierte Kirche im Kronland nur einen sehr kleinen Anteil der christlichen Konfession ausmachten, zeigte man sich von beiden Sei- ten dazu als überaus empfindlich.191 Einiges an der angesprochenen ›misslichen‹ Lage der Volksschulen in der Bukowina war indes zu einem Gutteil auf eigenes Verschulden und weniger allein auf den bremsenden Einfluss der katholischen Kirche zurückzuführen. So 185 Das absolute Verhältnis Rumänen und Ruthenen in der Bukowina lag 1869 noch bei 209.000 zu 191.000 (Gesamteinwohnerzahl des Kronlandes 511.000) ; 1900 bei 229.000 zu 297.000 (730.000) und 1910 bei 273.000 zu 305.000 (795.000) ; Statistisches Landesamt 1913, Ergebnisse ; Ano- nymus 1872, Ort-Repertorium ; zur Dynamisierung der nationalen Frage im Zusammenhang mit den Volkszählungen in der Habsburgermonarchie vgl. Göderle 2016, Zensus. 186 Im Überblick für die Jahrhundertwende vgl. Scharr 2011, Religionsfonds. 187 Găina 1907, Arhiepiscopul, 20 ; »Consistoriul nostru a lucrat pentru şcoalele noastre poporale în decurs de 9 ani de trei ori mult decât Leşii Galiţieni în decurs de 64 de ani.« [Unser Konsistorium hat für unsere Volksschulen während der neun Jahre dreimal mehr gearbeitet als die galizischen Polen im Laufe von 64 Jahren] ; Morariu 1893, Păţi, 106. 188 Fremden-Blatt. Außerordentliche Beilage zu Nr. 267, Verhandlungen des verstärkten Reichsrathes, Sitzung v. 18.IX.1860, Volksschulwesen Bemerkungen Baron Petrinos, 17f.; dazu im Detail Ungu- reanu 2015, Sistemul, 67–73 ; ders. 2007, Invăţământul, 36–39. 189 Neue Freie Presse Nr. 7791 v. 6.V.1886, 4. 190 Akademischer Senat (Hg.) 1900, Universität, LIX. 191 Anonymus 1891, Apologie ; Neşciuc 1893, Istoricul, 28 ; Popovici 1891, Brief.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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