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Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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172 Die Institution: Struktur & Werte Zum einen  – und das musste ihm als Reichsratsabgeordneter durch die Debatten um den letztlich gescheiterten ersten böhmischen Ausgleichsversuch 1871 bewusst gewor- den sein  – erstarkten dadurch von Neuem die national-polnischen Kräfte im benachbar- ten Galizien-Lodomerien als dringend benötigte Mehrheitsbeschaffer der Wiener Re- gierungen. Es stand aus seiner Position zu befürchten, dass damit der Einfluss Lembergs neuerlich auf die Bukowina übergreifen könnte, zum Nachteil der gr.-orient. Kirche so- wie des Religionsfonds. Administrativ hatte man sich ja erst vor wenigen Jahren begon- nen, langsam voneinander zu entflechten. Die Direktiven des röm.-kath. Konsistoriums in Lemberg zu den Schulen der Bukowina besonders während des Neoabsolutismus hatte man noch in lebhafter Erinnerung, Morariu-Andriewicz, der u.a. dieser Schulpo- litik seinen Doppelnamen verdankte, am allermeisten.213 Andererseits schien der Zeit- punkt für die Bukowina denkbar günstig, dem geschwächten Zentrum gegenüber Zu- geständnisse mit Erfolg abringen zu können, die letztlich sowohl auf die Annahme des neuen Statuts für den Religionsfonds (1870)  – gegen das sich Morariu-Andriewicz in dieser Form teilweise ausgesprochen hatte  – als auch auf die Einrichtung einer eigenen Metropolie (1873) hinausliefen. Morariu-Andriewicz erkannte in dieser Konstellation auch die realpolitische Chance, von ihm als legitim wahrgenommene Rechte der rumänischen Bevölkerung des Kron- landes einzufordern. Eine der Ursachen dafür lag sicherlich im wachsenden Bevölke- rungsdruck seitens ruthenischer Einwanderer aus Galizien und in der unmissverständli- chen politisch-konnotierten Wahrnehmung dieses Phänomens innerhalb der Bukowina bzw. ihrer rumänischen Eliten ; selbstverständlich aber ebenso in den damit vorgebrach- ten ruthenischen Ansprüchen auf Mitbestimmung gegenüber einer rumänisch domi- nierten Kirchenhierarchie. Die persönlich angespannte Situation zwischen Bischof Hackmann und Morariu-An- driewicz fügte diesem komplizierten Verhältnis eine weitere Facette hinzu. Hackmann als absolutistisch denkender Kirchenhierarch wollte und konnte die Eigeninitiativen sei- nes Konsistorialrates nicht dulden bzw. konnte diese Subordination nur als mangelnde Loyalität und Disziplinlosigkeit interpretieren. Zudem musste Hackmann in der betont nationalen Haltung von Morariu-Andriewicz die aufdämmernde Gefahr der Nationali- sierung seiner Diözese gespürt haben, die er ebenfalls keinesfalls bereit war zu tolerie- ren. Die auf Jahre hinaus verzögerte Inthronisierung sowie die geradezu intrigenhafte 213 Ob dabei die vermutete ruthenische Herkunft seiner Vorfahren, wie sie verschiedentlich in der Li- teratur angedeutet worden ist, auch eine Rolle gespielt hat, ist in dieser Form nicht zu beantworten, zumal Morariu-Andriewicz selbst bereits in einem rumänischen Umfeld aufgewachsen war und derartige nationale Zuweisungen in der Bukowina politisch gerne instrumentalisiert wurden ; van Drunen 2015, Bunch, 170. Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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