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Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 177 len würden, sobald die »genetische Scheidewand zwischen der Bukowina und Galizien« nur beseitigt wäre, bestärkte diese Haltung.230 Die Diözesanverwaltung gab sich folglich gegenüber derlei Strömungen besonders hellhörig und versuchte ihre Priesterschaft ent- sprechend anzuweisen.231 Innerhalb der ruthenischen Nationalbewegung der Bukowina zeichnete sich zu diesem Zeitpunkt bereits eine Spaltung der verschiedenen politischen Interessen ab. So intervenierten etwa die »konservativen Ruthenen gr.-or. Confession« (Altruthenen) beim Erzbischof gegen eine Berücksichtigung der Jungruthenen bei der Mandatsverteilung zum Landtag.232 Durch das geltende Kurienwahlrecht konnte der Re- ligionsfond als Großgrundbesitzer über das gr.-orient. Konsistorium Mandate vergeben. Diese streckenweise aufgeladene und emotionale Stimmung griff die oftmals partei- isch agierende Presse der Landeshauptstadt bereitwillig auf. Durch ihren Zugang zur Öffentlichkeit schürte sie damit das Feuer der Zwistigkeiten zusätzlich.233 Dabei über- nahm im Spiel der politischen Interessen und der Öffentlichkeit die von Moritz Stekel herausgegebene Bukowinaer Post eine nicht unwichtige Rolle. Diese Tageszeitung voll- zog um die Wende zum 20.  Jahrhundert einen deutlichen politischen Schwenk, von ei- nem pro-rumänischen hin zu einem dezidiert pro-ruthenischen Kurs, was vor allem mit dem wachsenden Einfluss eines ihrer Eigentümer und hauptsächlichen Financiers, N. v. Wassilko, zu erklären ist.234 Letzterer hatte sich, ursprünglich aus dem rumänischen Lager kommend, zunächst den Alt- und schließlich den Jungruthenen der Bukowina zugewandt, zu deren politischem Führer er in der Folge aufsteigen sollte. So löste denn auch die Ernennung gleich zweier Ruthenen  – Eugen Kozak (1857– 1933) und Dionys Jeremijczuk235  – zu ordentlichen Universitätsprofessoren an der theo- 230 Morariu-Andriewicz 1885, Apologie, 4. 231 DACZ 320/3/67, Landesregierung an Consistorial-Archimandrit v. 8.V.1895, worin die Behörde vor dem »bekannten panslavischen Agitator Gregor Kupczanko« warnt, ihre »Pfarrlinge von jedem Verkehre mit demselben [i.e. Kupczanko ; Anm. K.S.] durch entsprechende Belehrung abzuhalten« ; DACZ 320/3/67 Präsidium gr.-orient. Consistorium v. 29.IV./11.V.1895, Rundschreiben an Pfarren. 232 DACZ 320/3/87, fol. 56f. Centralwahlcomite der konserv. Ruth. gr.-orient. Confession an Erzbi- schof v. 4.II.1897. 233 »Weit reichte die Dreistigkeit der von Dr. Stocki und des von ihm verführten Pihuliak geleiteten jungruthenischen Clique, allein daß diese es wagen würde, jeden Seelsorger, der nicht in ihr Horn bläst, sofort zum Rumänisator zu stempeln« ; Bukowinaer Post Nr. 705 v. 23.VI.1898, 1, Die Jungru- thenen und die gr.-orth. Kirche ; vgl. dazu auch die Studie von Moroşan 2005, Lupta. Letzterer streicht  – teilweise aus fehlender kritischer Distanz und nicht ganz frei von nationaler Perspektive  – besonders die, aus seiner Sicht, bewusste Bevorzugung des ruthenisch-deutschen Elementes durch die österreichischen Behörden und die Haltung der von ihm untersuchten Periodika heraus ; ebd. 15. 234 Corbea-Hoişie et al. (Hg.) 2012, Prolegomene, 224–231. 235 Kozak war seit 1899 Professor für Kirchenslawische Sprache und Literatur in Czernowitz ; zu Jere- mijczuk lassen sich keine näheren biographischen Angaben finden.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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