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Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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202 Die Institution: Struktur & Werte via Bukowinaer Post der Wiener Regierung ausrichten, eigentlich nur dem »romanisato- rischen Treiben des Konsistoriums wohlgefällig« zuzuschauen, während sich der »granit- feste romanisatorische Metropolit Dr. Repta die Hände« reibe.334 Die Folgen einer derart dauerhaft in die Landbevölkerung hineingetragenen poli- tischen Agitation ließen nicht lange auf sich warten und mündeten in einem kleinen Eklat. So verweigerte während der kanonischen Visitation einer Volksschule im Kotz- manner Bezirk in der Nordbukowina einer der anwesenden Lehrer ostentativ und aus Protest den vom Erzbischof angebotenen Handschlag.335 Die Jungruthenen blieben bei ihrer in erster Linie vorgebrachten Forderung nach einer paritätischen Besetzung des Konsistoriums ; eine Forderung, die sie sowohl beim Erzbischof als auch beim Landes- präsidium deponierten und das nicht ohne gleichzeitig bewusst drohend den sprich- wörtlichen Teufel der Union mit Rom an die Wand zu malen. Leider hat das Rechtsempfinden der eigenen, der anderen Nationalität angehörenden Cultus- genossen bisher nur zu wenig Objektivität aufgebracht, als dass die bedrängte Situation der gr. ort. Ruthenen dieses Landes auf dem Feld der Kirche auch nur einigermassen hätte verstanden werden wollen. Der nationale Antagonismus war stärker und mächtiger als der Sinn für die Erhaltung der auf sich allein angewiesenen orthodox-katholischen Kirche und ihrer Glaubens- lehren. Chauvenistische (sic !) Führer haben es unumwunden offen erklärt, die orthodoxe Kir- che dieses Landes lieber nach Rom auszuliefern, ehe sie eine faktische Gleichberechtigung der Ruthenen mit den Rumänen erleben würden.336 Aber auch die Altruthenen versuchten sich im Gegenzug neuerlich in Position zu brin- gen und politisches Terrain zu gewinnen. In Folge einer Volksversammlung formulier- ten sie ihrerseits Wünsche und überreichten diese während einer Audienz dem Erzbi- schof, nicht ohne sich damit zugleich von den Jungruthenen und der von ihnen ange- strebten Teilung der Diözese deutlich zu distanzieren.337 Diese Differenzen hielten die Altruthenen indes keineswegs davon ab, ebenso wie ihre politischen Gegner, die Bewil- ligung eines Kirchenkongresses zu erbitten.338 Jene schon erwähnte, im Kontext mit der 334 Bukowinaer Post Nr. 1998 v. 22.XI.1906, 2, Ruthenischer Religionsunterricht. 335 Czernowitzer Allgemeine Zeitung Nr. 710 v. 19.V.1906, 1, Schrankenlose Agitation. 336 DACZ 320/3/87 Verein Towarystwo Ruskych Prawoslawnych Swiaszczennykiw na Bukowyni [Ver- ein der ruthenisch-orthodoxen Pfarrer in der Bukowina]an Erzbischof 15.II.1909, gez. Dionys Jeremijczuk (Obmann) ; sowie Landespräsidium an Erzbischof v. 27.VIII.1909 mit der Bitte um Äußerung zur Eingabe des Vereins. 337 Czernowitzer Allgemeine Zeitung Nr. 695 v. 1.V.1906, 1f., Zur gr.-or. Kirchenfrage. Ein Memorandum der Altruthenen. 338 Czernowitzer Allgemeine Zeitung Nr. 692 v. 27.IV.1906, 3, Der Kirchenstreit in der Bukowina. Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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