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Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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204 Die Institution: Struktur & Werte 1911 ein Majestätsgesuch der gr.-orient. Rumänen in der Bukowina mit der Bitte »um Errichtung eines abgesonderten Bistums für die gr. or. Ruthenen« einzureichen.343 Da- mit wollte der Kirchenrechtler einerseits einen bewussten Schritt zum Frieden in der Erzdiözese setzen, zugleich aber andererseits der in Zukunft absehbaren Möglichkeit eines (jung)ruthenischen Erzbischofs vorbauen. Weniger besonnen argumentierende Kreise der orthodoxen Rumänen sprachen mittlerweile bereits von der »Unmöglichkeit eines weiteren aufrichtig friedlichen und brüderlichen Zusammenlebens mit den Ru- thenen in einer und derselben Diöcese«.344 Das Kultusministerium jedoch hatte Czer- nowitz schon Jahre zuvor wissen lassen, dass eine Teilung der Diözese nicht in Frage komme. Es blieb bis zum Ausbruch des Weltkrieges bei der zugestandenen paritätischen Organisation, d.h. nationalen Aufteilung des Konsistoriums.345 Insgesamt engte sich damit der Handlungsspielraum des Metropoliten, aktiv in die Entwicklung einzugreifen, mit jedem Jahr mehr ein. So konnte selbst der beherzte Auf- ruf Reptas in einem auf Ruthenisch wie Rumänisch verfassten Hirtenbrief, den der Erz- bischof mit dem Wahlspruch des Kaisers, Viribus Unitis, als Devise für alle Gläubigen seiner Kirche abschloss, nur mehr unmerklich zur Entspannung der Gesamtsituation beitragen.346 Zwei Jahre vor Kriegsausbruch begann sich mit dem Tod Calinescus 1912 das Beset- zungskarusell im Konsistorium neuerlich zu drehen. Obwohl man in der Czernowitzer liberalen Öffentlichkeit die komplexe Situation einigermaßen objektiv und weitgehend richtig einschätzte, änderte das wenig an den daraufhin erneut einsetzenden wechsel- seitigen Vorwürfen und Ansprüchen der daran beteiligten Gruppierungen.347 Diesmal versammelten sich, einberufen vom Landeshauptmann Hormuzaki sowie Flondor und Theodor Stefanelli (1849–1920)348, die Rumänen auf dem Sokolplatz beim Czernowitzer Volksgarten. Unter Betonung ihrer dynastischen Gesinnung sollte eine Deputation mit 343 DACZ 320/3/90, Erlaß Ministerium für Kultus und Unterricht v. 24.XIII.1911, Zl. 1951/K.U.M. Landespräsidium Bukowina an Repta v. 22.X.1911, Übermittlung des Majestätsgesuchs in Abschrift mit der Bitte um Gutachten ; das Gesuch trägt laut der Zusammenfassung von E. Popowicz 2.700 Einzelunterschriften und 13.700 Unterschriften über entsprechende Vollmachten. 344 Czernowitzer Allgemeine Zeitung Nr. 2293 v. 10.IX.1911, 1, Die Kirchenfrage. Ein Bukowiner gr.-or. Priester rumänischer Nationalität. 345 Erlass Ministerium f. Kultus und Unterricht v. 20.VII.1908, Zl. 1970, sowie ksl. Entschließung v. 9.XI.1908 ; nach Bukowinaer Post Nr. 2828 v. 7.IV.1912, 1–3, Die Antwort der gr.-or. Ruthenen. 346 Rum. »cu puteri unite« /ruth. »со единеными силами« ; Repta 1908, Лист/Epistola, Schlusswort. 347 Czernowitzer Allgemeine Zeitung Nr. 2454 v. 28.III.1912, 1, Die gr.-or. Kirchenfrage. 348 Rum. Teodor V. Ştefanelli (auch ruth. Theodor V. Stefaniuc), Schriftsteller und Rechtshistoriker, vormaliger k.k. Oberlandesgerichtsrat in Lemberg. Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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