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210 Die Institution: Struktur & Werte
wurde. Lediglich die Landesregierung durfte ihren vorläufigen Sitz von Prag ins galizische
Stanislau verlegen.372 Dem Konsistorium hatte man das gleichfalls angeboten, offensicht-
lich entschied sich Repta jedoch, die Kirchenbehörden vorerst nach Wien zu übersiedeln,
wo man im Hotel Kaiserin Elisabeth Quartier gefunden hatte.373
In Czernowitz kursierten in den ersten Augusttagen 1918 bereits Gerüchte über ei-
nen Rücktritt des Erzbischofs, und politische Akteure wie der Reichsratsabgeordnete
Onciul lancierten über die Medien ihre Vorlieben für eine Neubesetzung.374 Ende des
Monats enthob der Kaiser schließlich den Erzbischof, der mittlerweile wieder in Czer-
nowitz residierte, seines Amtes unter Beibehaltung seines Titels und der Bezüge.375 Einen
Rücktritt hatte Repta aus kanonischen Gründen entschieden abgelehnt.376 Ebenso ak-
zeptierte der Kaiser die Gesuche der Konsistorialräte Manastyrski und E. Popowicz um
Übernahme in den Ruhestand und auf Auszahlung eines Ruhegenusses aus Mitteln des
Religionsfonds.377 Wien ernannte in der Folge den Klostervorsteher von Mitoka-Drago-
mirna, Ipolit Vorobchievici (1849 ?-1939)378 zum Administrator und rumänischen Ar-
chimandriten der Erzdiözese sowie den Erzpriester Titus Tyminski (1858–1927)379 zum
ruthenischen Archimandriten. Eine nationale Teilung der Diözese auf zwei Bischöfe
schien immer wahrscheinlicher.380 Die ruthenischen Abgeordneten legten zeitgleich
einen Plan für den weitergehenden Umbau des Konsistoriums vor. Die St. Nikolaus-
Kirche in Czernowitz sollte dabei zwischenzeitlich zu ihrem Hauptsitz bestimmt wer-
den. Zuversichtlich dachte man bereits jetzt an einen monumentalen Neubau, der
– die
Lage völlig verkennend – in der Einschätzung der ruthenischen Politiker wohl spätes-
372 DACZ 320/1/17 fol. 24–28, Antrag Erzbischof auf Rückkehr des Konsistoriums nach Czernowitz,
28.VIII./10.IX.1917 ; Sitzungsprotokoll Konsistorium v. 28.X./10.XI.1917 ; Landesregierung an
Konsistorium v. 29.IX.1917.
373 DACZ 320/1/17 fol. 34, Erzbischof Repta an Konsistorialarchimandrit Manastyrski in Prag, Wien v.
27.IV./10.V.1918.
374 Czernowitzer Allgemeine Zeitung /Czernowitzer Tagblatt (gemeinsame Kriegsausgabe) Nr. 312 v.
14.VIII.1918, 1f., Vom gr.-or. Konsistorium ; Nr. 327 v. 1.IX.1918, 3, Ist Repta noch Herrenhausmitglied ?
375 Prokopowitsch 1959, Ende, 14f.
376 Prager Abendblatt Nr. 194 v. 28.VIII.1918, 5, Vermischte Nachrichten ; auch Čučko 2014 (II),
Церковь, 20.
377 Manastyrski erhielt 12.500 und Popowicz 15.000 Kronen jährlich zugesprochen ; Czernowitzer
Morgenblatt Nr. 104 v. 1.IX.1918, 3, Zur Kirchenfrage.
378 Vorobchievici stammte aus Gura Humora, seit 1905 Igumen des Klosters Mitoka-Dragomirna, lei-
tete während der kurzen Übergangsphase 1918 das Erzbistum und wurde am 1./14.IX.1919 zum
Bischof von Radautz ernannt.
379 Taufname Taras, stammte aus dem Kotzmanner Bezirk in der Nordbukowina.
380 Österreichs Illustrierte Zeitung Heft 51 v. 22.IX.1918, 818 ; Neue Freie Presse Nr. 19382 v.
11.VIII.1918, 7f., Inland.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Title
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Subtitle
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Author
- Kurt Scharr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 447
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439