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Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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274 Die Institution: Struktur & Werte Metropoliten noch auf ein einfaches Vorschlagsrecht für das Administrationspersonal reduziert.103 Der vormals mächtige Eparchialrat und die Eparchialversammlung verloren, ausgehend von ihrem bisherigen Einfluss, auf allen Ebenen beträchtlich an Macht, die nun dem Metropoliten zufiel. Damit war eine, der kurzen Periode unter Repta nach 1918 ansatzweise vergleichbare Situation eingetreten, die Puiu theoretisch mit weitgehenden Kompetenzen ausstattete. Praktisch verfügte diese doch tiefgreifende Strukturreform nicht über die nötige Zeit, sich in der Realität voll entfalten zu können. Zugleich verord- nete die Religionsfondsverwaltung  – wohl auch vor dem Hintergrund der allgemeinen Radikalisierungstendenzen im Königreich  – für alle ihre Funktionäre ein strenges Poli- tikverbot, das jedwede Mitgliedschaft in einer Partei oder Bewegung untersagte.104 Diese Situation war jedoch keineswegs im Sinne von Nistor. Als Reaktion warf man dem Metropoliten seitens der Nistoristen vor, mit seinem Reformvorhaben das konstitutionelle Prinzip der Kirche zu zerstören. Die neue Fondsverwaltung kenne zudem nur mehr ein Prinzip : »Totul trebue schimbat, reorganizat, răsturnat ! !«105 Plötzlich stand für die Libera- len wieder das Wohlergehen der Landbevölkerung hoch im Kurs, deren Vernachlässigung man der gegenwärtigen Bukowiner Kirchenhierarchie und ihrer Fondsverwaltung ankrei- dete. Das neue Organisationsgesetz trat mit Ende November 1937 in Kraft.106 Daran konn- ten selbst die heftigen parlamentarischen Interventionen und persönlichen Vorwürfe der Liberalen nichts mehr ändern. Einen Monat später legte Nistor sein Kontrollmandat über den Religionsfonds mit der Begründung der Machtausweitung des Staates gegenüber dem Fonds sowie der Belastung seiner anderwärtigen Verpflichtungen nieder.107 In politischer Hinsicht vertrat Metropolit Visarion durchaus großrumänische Ideen. Die Bilder des österreichischen Kaisers, die er allenthalben in der Bukowina bei Geist- lichen und manchen Funktionären seiner Kirche antraf, erschienen ihm geradezu sym- bolisch für das »morbide Phänomen« des Gestrigen. In gleicher Weise empfand er im Religionsfonds allerorts den ungesunden Einfluss »kapitalistischer Juden«.108 Während 103 Mitropolia Bucovinei 1936, Regulament, 10, Art. 14 u. 19 ; ANR-S inv. 35-I pach. 4–1925, Foaia ordonanţelor şi comunicărilor Consistoriului arhiepiscopesc în afacerile Arhidiecezei ortodoxe a Bucovinei Nr. 81 (Regulament interior) v. 28.XI.1925, Art. 3, Absatz 6. 104 DACZ 302/2/3511 AFBis an Consiliul Eparhial v. 5.III.1938. Funktionäre aller Religionsfondsein- richtungen mussten das entsprechende Gesetz (Decretul-lege Nr. 870, Monitorul Oficial Nr. 39 v. 17.II.1938) persönlich zur Kenntnis nehmen. Es basierte auf einer allgemeinen Aufforderung des 1937 in Kraft getretenen Strafgesetzbuches, dass Geistliche sich vom politischen Leben der Parteien fernzuhalten hatten ; Maner 2001, Voraussetzungen, 456. 105 [Alles muss ausgewechselt, reorganisiert, umgeworfen werden !] ; Morariu 1937, Apărarea, 31, 45 u. 68. 106 Monitorul Oficial Nr. 269 v. 20.XI.1937 107 Glasul Bucovinei Nr. 5230 v. 1.I.1938, 3, D-l profesor Ion I. Nistor a despus mandatul de control la Fondul bisericesc. 108 Puiu 2014, Însemnări, 94, 97, 99 u. 104. Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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