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Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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292 Die Institution: Struktur & Werte fielen allein 113 (mit 27.500 Hektar) auf Eigentum des Religionsfonds. Berechnet man allerdings die darüber hinaus betroffenen Pfarren (mit weiteren 252 Liegenschaften ver- teilt auf knapp 3.300 Hektar), die unabhängig vom Fonds erfasst wurden, mit ein, so ist der kirchliche Beitrag zur Agrarreform in der Bukowina vergleichsweise groß.12 Diese Situation erklärt sich mithin in der nach 1918 geschwächten Stellung der Metropolie ge- genüber dem rumänischen Staat. Das bedingte, jedoch weitgehend konsensorientierte Mitentscheidungsrecht der Landeskirche am Umgang mit dem Vermögen des Religi- onsfonds, wie es vor dem Weltkrieg existiert hatte, war  – wie schon dargestellt  – durch die Zentralregierungen in Bukarest erheblich eingeschränkt worden. Zudem verbuchten die in der Provinz politisch entscheidenden nationalen Kreise um Ion Nistor nur allzu gerne die Agrarreform in der Öffentlichkeit als eigenen Erfolg für die rumänische Sa- che, hatte sie doch  – aus dieser Perspektive  – Eigentum, das sich bislang in vermeintlich ›fremden‹ Händen befand, der Nation zurückgegeben.13 Das beließ für die Kirche we- nig Handlungsspielraum, dem offen zu widersprechen. Kritische  – wohl auch persönlich enttäuschte  – Stimmen wie jene des früheren Direktors der Bukowiner Religionsfonds- verwaltung Georgi Sârbu warfen Bukarest unverhohlen vor, das betroffene Fondseigen- tum im Mantel der Agrarreform bewusst weit unter Wert zu »Bagatellpreisen« angesetzt zu haben.14 Selbst die Ablösungszahlungen des Staates an den Fond für die enteigneten Grundstücke ließen mitunter Jahre auf sich warten.15 Teilweise dürften bei der Vergabe der Fondsgründe zu derart günstigen Preisen auch handfeste politische Interessen von Einzelpersonen eine entscheidende Rolle gespielt haben. So sollte etwa der unmittelbar hinter Vatra Dornei gelegene ›Parcul Runcului‹, der zum Fondseigentum gehörte, eben- falls enteignet und dann in der Folge mit einem vergleichsweise wertlosen Grundstück im umliegenden Gebirge kompensiert werden. Dagegen opponierten allerdings nicht nur Fondsverwaltung, Kurstadt und ihre Einwohner, sondern ebenso die Medien.16 Auf die 12 Doboş 1928, ani, 159. 13 Doboş 1928, ani, 156. 14 Sârbu 1931, Reflexiuni, XI ; eine Bestätigung dieser Aussage muss hier ausbleiben, allerdings lässt sich zumindest der im Jahr 1928 angesetzte Hektarpreis für Religionsfondsgüter im südlichen Lan- desteil (mit lokalen Unterschieden) zwischen 735 und 773 Lei beziffern ; ANR-B, FMAD, inv. 469, pach. 39, fol. 1, Consilieratul Agricol Câmpolung an Casa centrală a improprietarii direcţiunea funciară Bucureşti v. 4.X.1928 ; pach. 46, fol. 1 v. 26.VI.1928 ; dazu Şandru 1975, Reforma, 218–222. 15 ANR-S inv. 35/I, pach. 29–1938, fol. 1–4 ; MAD, Lichidarea definitivă v. 20.VI.1929 sowie FBis an MAD v. 25.IX.1937 ; betreffend knapp 72 ha an Fondsgründen bei Cotul Ostriţa zum Preis von 81.700 Lei, deren ausständige Bezahlung der Fonds noch im 1937 beim Ministerium urgierte. 16 Ziarul Ţara Nr. 34 v. 21.III.1930, 3, Ancheta noastră în Bucovina. Pentru d. ministru al Domeniilor. La ce se pretează administraţia Fondului bisericesc. Un schimb oneros de terenuri la Vatra Dornei care trebue zădărnicit ; ANR-B, FMAD-CA (judeţe din Basarabia şi Bucovina), inv. 480, pach. 7–1924, fol. 4, Comisia Balneară Vatra Dornei an MAD Bucureşti v. 3.VIII.1930, worin sich die Kurkommission Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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