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38 | Kontexte : Linz 1700 bis 1900
Bebauung entlang der Ausfallsstraßen und ging dann bis zu den Abhängen des Mühl-
viertler Hochlandes in kleinere Ortschaften über (vgl. Abb. 1).7
Im Süden und Südosten von Linz bestanden die beiden bereits stark ländlich ge-
prägten und im 18. Jahrhundert nur spärlich besiedelten Ortschaften Kleinmünchen,
St. Peter und Zizlau, die sich bis zur Traun hin erstreckten.8 Im westlich von Linz
gelegenen Donautal befanden sich die kleinen Ansiedlungen Kalvarienwänd und
St. Margarethen.9
Die beiden Linzer Vorstädte erstreckten sich rund um den Stadtkern bis zur Donau
und wurden – im Süden getrennt durch die Landstraße – als obere und untere Vor-
stadt bezeichnet. Hier fand bezeichnenderweise eine Bezugnahme auf eine Lage ober-
halb bzw. unterhalb – im Sinne der Fließrichtung der Donau – der Landstraße statt
(vgl. zu den Toponymen Abb. 6). Die Zusatznamen der Vorstädte charakterisieren
die dort vorherrschenden Landschaftsformen : Die westlich gelegene Obere Vorstadt
wurde als »Waldegg«, die östlich gelegene Untere Vorstadt als »Lustenau« bezeichnet.10
Die Obere Vorstadt wurde im »Josephinischen Lagebuch« der 1780er als »Größten-
theils Bergicht« beschrieben : Deren wesentlichste Erhebungen bilden – von Norden
nach Süden – der Freinberg mit dem Schullerberg als seinem Ausläufer zur Stadt hin
und der Bauern- resp. Froschberg, der mitunter als »Niederreither Berg« bezeichnet
wurde.11 Die Untere Vorstadt war von der nahen Donau geprägt, überwiegend eben
und teilweise Überschwemmungsgebiet und Auland.12 An der Donau lag das »Wörth«
resp. »Werd«, wegen des dort bestandenen Spitalsbesitzes auch »Spittelau« genannt,
das erst im Verlauf des 18. Jahrhunderts stärker verbaut wurde. Lange Zeit befanden
sich im Wörth vorstädtische Gärten und ab dem 17. Jahrhundert ein Manufakturbe-
trieb (meist als »Wollzeugfabrik« oder nur als »Fabrik« bezeichnet). Das Hochwasser
von 1572 schuf in der dortigen Gegend einen neuen Donauarm – nach der Wollzeug-
fabrik später als »Fabrikarm« benannt – und trennte eine Insel ab, die zunächst als
»Au«, dann mit der Nutzung als sommerliches Soldatenlager ab dem beginnenden
18. Jahrhundert als »Soldatenau« und später als »Straßerau« bezeichnet wurde. Der
Fabrikarm verlandete ab den frühen 1870er Jahren und wurde 1889 bis 1892 ver-
füllt – somit bestand ab diesem Zeitpunkt keine Insel mehr. In dieser Gegend befand
sich auch der Wasserlauf der Ludl, der angeblich ebenso als kleine Donauverzweigung
durch das Hochwasser von 1572 entstanden war. Im 18. und 19.
Jahrhundert hatte die
Ludl bereits wenig Wasser, war partiell zugeschüttet und wurde in den 1890er Jahren
kanalisiert (vgl. Kap. 6. Fluviale und aquatische Räume). Somit waren die Stadt und
Vorstädte einerseits im Westen durch Hügel und deren Ausläufer bestimmt, anderer-
7 Vgl. Bohdanowicz, Urfahr ; Bohdanowicz, Pöstlingberg ; Bohdanowicz, Katzbach.
8 Vgl. Bohdanowicz, Kleinmünchen ; Bohdanowicz, St. Peter.
9 Pillwein, Beschreibung, 211f.
10 Brosch, Flurnamen, 307.
11 OÖLA, Josephinisches Lagebuch, HS 191 (Linz Obere Vorstadt).
12 Ebd., HS 192 (Linz Untere Vorstadt).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364