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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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65Regierende und Regierte | Deshalb war, selbst wenn diesbezüglich größere Ambitionen bestanden hätten, für an- dere städtische Baumaßnahmen und umfangreichere Investitionen relativ wenig Geld vorhanden. Die städtischen Rechnungen deuten sogar darauf hin, dass die Einnahmen des Bauamtes zumindest zeitweilig im 18.  Jahrhundert zur Querfinanzierung anderer Ausgaben verwendet wurden.136 Schon in der ersten Hälfte des 18.  Jahrhunderts war die Verschuldung der Stadt signifikant und wurde 1713 auf 265.000  fl, in den 1720er Jahren bereits auf über 310.000  fl beziffert.137 Diese Schulden seien, so der Bürgermeister in einer Rechtfer- tigung gegenüber Landesregierung und Kaiserhof, vor allem aus »fremden Zumutun- gen« entstanden : Zu der hohen Steuerbelastung kamen die Einquartierungen des Mi- litärs (für die letzten zehn Jahre auf über 19.000  fl beziffert) und die Durchmärsche der Rekruten (mit Kosten für die Stadt während der letzten zehn Jahre von 63.500  fl), auch seien 7.000  fl »Kontagionsunkosten« entstanden, womit man wohl das Auftreten der Pest von 1713/1714 meinte. Zudem habe man das Stadtbräuhaus umgebaut, für dieses  – aufgrund des günstigen Preises  – 12.000  Metzen Gerstenmalz (zu 1  Gul- den) erkauft und Grundstücke zur Stadterweiterung (vgl. oben) erworben.138 Obgleich derartige Schulden nicht unüblich waren  – auch andere Institutionen finanzierten re- gelmäßig größere Investitionen über Darlehen139  – und viele Schulden von Vermö- genswerten aufgewogen wurden, scheinen Landesregierung und Kaiserhof auf einen rigiden Sparkurs gedrängt zu haben.140 1733 waren die Schulden bereits auf 284.000  fl gesunken141 und auch in der Folge wurden erhebliche Teile der städtischen Einnah- men für die Schuldentilgung verwendet, was die Möglichkeit, Investitionen zu tätigen, beschränkte. Durch den Erbfolgekrieg ergaben sich neue Belastungen der städtischen Finanzen : 1741 – 1743 wurden über 26.000  fl für einheimische und fremde Soldaten aufgewendet, dazu kamen Schäden an städtischem Besitz, und es reduzierten sich die städtischen Einnahmen durch temporäre Abgaben- und Steuerbefreiungen.142 Die zweite Hälfte des 18.  Jahrhunderts war ebenso von Schuldenrückzahlung und einer prinzipiellen Sparsamkeit geprägt : Die einzigen größeren städtischen Investitionspro- jekte bildeten in den 1750er Jahren die Erweiterung der Wasserkaserne, die Linz von militärischen Einquartierungen befreien sollte, und der Ankauf der Kalvarienwänd.143 136 1750 standen Ausgaben von 4.582  fl 39  kr Einnahmen von 8.485  fl. 30  kr gegenüber  – AStL, HS 389 (Bauraittung 1750), pag. 137 u. 138. 137 LR CIIID1 – 3, Reg. 157 (66 – 70) ; ebd., Reg. 160 (78 – 80). 138 LR BIIG4, Reg. 2397 (125 – 133) ; vgl. ebd., Reg. 2392 u. LR CIIID1 – 3, Reg. 161 (80 – 82). 139 LR BVIII2, Reg. 890 (77f.). 140 LR BIIG4, Reg. 2400 (133 – 135) ; LR CIIID1 – 3, Reg. 161 (80 – 82) ; ebd., Reg. 164 (85 – 87). 141 LR BIIG5, Reg. 2609 (57f.). 142 Awecker, Bevölkerung, 197f. 143 Mayrhofer/Katzinger, Geschichte, Bd. 1, 281 ; Kunstdenkmäler, Bd. 2, 74 ; Kreczi, Linz, 123 ; für die zuvor sich in Staatsbesitz befindliche Grundherrschaft Kalvarienwänd hatte die Stadt fast 5.000  fl bezahlt  – LR CIIID1 – 3, Reg. 168 (93f.). Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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