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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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69Ausweitungen des Urbanen | Besuchsprogramme : 1820 und 1829 erlebte das Kaiserpaar nicht nur einen festlichen Empfang und eine dementsprechende Beleuchtung, es wurden auch städtische Infra- struk turen  – vor allem die Spitäler, aber ebenso das städtische Schlachthaus  – vor- geführt.167 Die Errichtung der Befestigungstürme in den 1820er und 30er Jahren führte nicht nur zu regelmäßigen Aufenthalten des Erzherzogs Maximilian d’Este und anderen Mitgliedern des Kaiserhauses, die Befestigungsanlage brachte auch aus- ländische Eliten nach Linz, u. a. den russischen und den türkischen Botschafter, hohe französische und englische Militärs, sogar den bayerischen Kronprinzen.168 Da sich die Verkehrs anbindung deutlich verbessert hatte und Touristen/innen wie auch Ange- hörige des Kaiserhauses das Salzkammergut für sich entdeckten, stiegen ab der Mitte des 19.  Jahrhunderts die Linz-Besuche auswärtiger Eliten weiter an.169 Bereits in der zweiten Hälfte des 18.  Jahrhunderts war Linz intensiver in überregio- nale Personentransportnetze eingebunden : Ab 1754 gab es regelmäßige Verbindungen mit dem »Ordinarischiff«, mit dem man Wien  – statt in sechs bis sieben Tagen mit einem Schiffszug  – mitunter in ein bis zwei Tagen erreichen konnte. In den 1780er Jahren gab es bereits zwei Verbindungen nach Wien pro Woche.170 Dazu expandierten auch die Personenverbindungen über Land : Seit 1807 bestanden tägliche Kutschen- verbindungen zwischen Wien und Linz, die in den 1810er Jahren weiter nach Westen ausgedehnt wurden. Ab 1825 konnte man Wien in 24 Stunden mit der »wöchentli- chen Eilfahrt« erreichen, die Verbindung zu weiteren Städten folgte bald, und ab den 1830er Jahren gab es sogar einen täglichen Eilwagen nach Wien.171 Eine deutliche Zäsur für das bürgerliche Reisen bedeutete die Dampfschifffahrt, die Linz ab dem Herbst 1837 mit Wien und ab dem Folgejahr mit den bayerischen Donaustädten ver- band. Zwar hatten »Sturm, anhaltender Regen, und ein ungewöhnlich hoher reißender Wasserstand« dazu geführt, dass die Jungfernfahrt von Wien nach Linz 53 Stunden dauerte, die Rückfahrt konnte aber in nur etwas über 9 Stunden absolviert werden.172 Bald gab es tägliche Dampfschiffverbindungen nach Wien, die nur ein Fünftel einer Postwagenfahrt kosteten und in der Regel zwischen sieben und acht Stunden dauer ten : »Welche Kürze der Zeit !«, jubilierte man in einer Stadtbeschreibung.173 Gemeinsam mit der Pferdeeisenbahn machten die Dampfschiffverbindungen Linz zu einem Gate- way für Touristen/innen, die ins Salzkammergut fuhren :174 »Im oberen Donauthale 167 Fink, Geschichte, 33f. u. 40. 168 Hillbrand, Türme, 48 – 50 u. 166 – 175. 169 Fink, Geschichte, 156f. u. 192 – 199 ; Der Oberösterreicher 1884, 173, 176f. u. 180 ; Der Oberösterrei- cher 1883, 174 ; vgl. Schaller, Linz, 149f. 170 Neweklowsky, Donauschiffahrt, 187f.; Kreczi, Linz, 218f.; Hoff, Skizze, 94. 171 Fink, Geschichte, 115 ; Heinse, Linz, 1. Aufl., 82 ; Murray, Handbook, 125. 172 LZ, 25.9.1837. 173 Heinse, Linz, 2. Aufl., 67 ; Pillwein, Beschreibung, 308 ; Stifter, PRA, Bd. 17, 228 ; vgl. zum Diskurs : Király, Donau, 103 – 105 u. 130 – 137. 174 Vgl. Wollstonecraft Shelley, Rambles, 19 u. 23. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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