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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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70 | Kontexte : Linz 1700 bis 1900 ist Linz, die Hauptstadt von Oberösterreich, recht eigentlich die Pforte, welche […] hinanführt zu dem Mittel- und Hochgebirge des Salzkammergutes und in die Alpen- region Salzburgs, der sogenannten österreichischen Schweiz.«175 Die zwischenstädtische Vernetzung  – und damit auch der zwischenstädtische Ver- gleich  – intensivierte sich zudem mit der Expansion der Bild- und Druckpublizistik, was sich für die Zeit ab den 1780er Jahren und vor allem für die ersten Jahrzehnte des 19.  Jahrhunderts abzeichnet. Die zahlreichen Reiseberichte, Stadtbeschreibungen und Statistiken ermöglichten das Beobachten und Kommunizieren von Funktionalität oder Dysfunktionalität einer Stadt und definierten dadurch urbane Mindeststandards. Was machte im 18. und frühen 19.  Jahrhundert eine funktionierende und damit re- präsentative Stadt aus, die als »keine der letzten Hauptstädte der österr. Monarchie« gelten wollte ?176 Meines Erachtens wurde dies wesentlich über die »Ordnung« des öffentlichen Raumes bestimmt, was wiederum sehr stark auf die Visualität abzielte. Dass Linz ein »schönes Ansehen«177 habe, wurde oft mit wirtschaftlicher Prosperität verknüpft,178 häufiger noch mit der Frage der Gesundheit.179 Eine zentrale Bedeutung kam in dieser Hinsicht der Sauberkeit des Stadtraumes zu, die schon in Reiseberichten des frühen 18.  Jahrhunderts thematisiert wurde.180 Zudem wurden ab dem ausgehen- den 18.  Jahrhundert öffentliche Räume für enlightened cultural activity (der bürger- li chen Schichten), Straßenpflasterung und Straßenbeleuchtung zu Gradmessern für die urbane Moderne, was sich auf den Einfluss großstädtischer Diskussionen und Entwicklungen zurückführen lässt.181 Die Feststellung in einer Satire aus den 1780er Jahren, dass die Straße an der Donau vor »zehn Jahren […] eher einer Mistpfüze, als einer Landstrasse gleich gesehen« habe und die Pflasterung noch »verflucht schlecht« sei,182 traf damit bei den Linzer Eliten vermutlich wunde Punkte. In den ersten Jahrzehnten des 19.  Jahrhunderts wurde das Fehlen von Pflaster in Tei- len der Stadt wiederholt in Reiseberichten betont (oder das Vorhandensein gelobt),183 dazu kamen Hinweise auf visuelle Probleme der Stadt : Enge Passagen wurden ebenso moniert wie die Unebenheit des Hauptplatzes,184 der, wie das 1837 erschienene, in der englischsprachigen Welt breit rezipierte »Handbook for Travellers« festhielt, eigent- lich ein »fine square« sei, aber »by throwing down the houses on the side nearest the ri- 175 Koch, Reise, 2. 176 Krickel, Fußreise, 188. 177 Nicolai, Beschreibung, 496 ; Füssel, Tagbuch, 221. 178 Risbeck, Briefe, 176. 179 Richter, Reise, 7. 180 Zum Bsp. beim Franzosen Casimir Freschot (Aufenthalt 1704) oder beim Niederländer Joannes van der Slype (1716)  – vgl. Gugitz, Linz, 57f. 181 Clark, Cities, 195 – 197. 182 Gimpel Insel, 104 u. 169. 183 Mader, Reise, 14. 184 Heinse, Linz, 1. Aufl., 11 u. 14f.; Schultes, Donau-Fahrten, 84f. u. 87. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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