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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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97Netzwerklösung | nachtheiligste Einfluß auf die gute Beschaffenheit des Brunnenwassers und dadurch in erster Linie auf die Gesundheits-Verhältnisse der Bewohner der Stadt genommen werde«.175 Dagegen sollte die vollständige Kanalisierung der Stadt helfen, zudem wurde als Ad-hoc-Maßnahme eine Brunneninspektion zur »beständigen sogfältigen Uiberwachung des Wasserzustandes in den Brunnen« etabliert und auch eine Kurzfas- sung des Linner-Gutachtens mit einer Auflage von 1.500 Stück auf Gemeindekosten gedruckt und an »die hiesigen Hausbesitzer unentgeltlich abgegeben«.176 Damit  – und mit dem Abdrucken von Auszügen des Gemeinderatsprotokolls in den Linzer Tages- zeitungen  – gab es spätestens ab diesem Zeitpunkt in Linz einen öffentlichen Diskurs zur Wasserfrage.177 Bereits im März 1868 hatte eine Zeitung bei der Benennung der drängendsten Fragen für die Zukunft der Stadt die »die Herstellung eines rationellen Kanalisationsystems und die Versorgung der Stadt mit gutem Trinkwasser« an zweiter Stelle angeführt.178 Im Sommer und Herbst 1868 war der Gemeinderat  – trotz eines Angebots des britischen Ingenieurs John Moore, eine Wasserleitung auf eigene Kos- ten zu errichten  – jedoch eher mit der Diskussion der Kanalisation beschäftigt, erst im November 1868 führte eine Eingabe der Freiwilligen Feuerwehr,179 die einen zu erwartenden Mangel an Löschwasser bei Großbränden konstatierte, zu dem Beschluss, »endlich die lange schon ventillirte auch in anderer besonders sanitärer Beziehung wichtige Wasserangelegenheit in Angriff zu nehmen«. Im Blick hatte man aber offen- bar keine umfangreiche Lösung nach Wiener Vorbild, sondern eher eine Nutzung von Quellen im Stadtgebiet.180 Die vom Gemeinderat eingesetzte Kommission legte im Dezember 1869 einen Bericht vor, der deutliche Bedenken hinsichtlich der Ergiebig- keit dieser Quellen äußerte und die Verwendung von Grundwasser als aussichtsreicher erachtete.181 Daran anschließend beschloss man  – konsensual  –, um die »Versorgung der ganzen Stadt mit guten [sic], für alle Bedürfnisse ausreichenden Wasser« sicher- zustellen, Verhandlungen mit Moore aufzunehmen und gleichzeitig mit Anzeigen in »den technischen Fachblättern« nach weiteren Angeboten zu fragen.182 Es bestand also der Glaube, vielleicht der Wunsch, eine neue Wasserinfrastruktur über ein kom- merzielles Unternehmen etablieren zu können. Was ex post als Desinteresse und La- vieren erscheint, sollte eher als Vorsichtigkeit verstanden werden : Infrastrukuren die- ser Größe verursachten erhebliche Kosten, die legitimiert werden mussten, zudem gab 175 GRP 1868, fol. 133b. 176 Ebd., fol. 134b – 135a ; Linner, Salubritäts-Verhältnisse ; die Brunneninspektion war jedoch nur von 3.6.1868 bis 28.10.1869 tätig  – Schiedermayr, Sanitätsverhältnisse, 14. 177 Vgl. etwa die Sitzung vom 13.5.1868 zur Wasserfrage  – LTP, 24.5.1868. 178 LTP, 13.3.1868. 179 Vgl. die Diskussion der »Wasserfrage« in Feuerwehrkreisen : Oesterreichische Feuerwehr-Zeitung, 1.9. 1865, unpag. 180 GRP 1869, fol. 237b – 238a u. 382b – 383a ; Pichler-Baumgartner, Wege, 43f. 181 GRP 1869, fol. 381a – 382b. 182 Ebd., fol. 383b – 385b ; Pichler-Baumgartner, Wege, 43. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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