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den. Ex post wurde dafür vor allem das Militär verantwortlich gemacht : Das – wenn-
gleich heute noch existierende – Kapuzinerwäldchen sei durch französische Solda-
ten »ruiniert« worden,28 auch am Pöstlingberg habe es aufgrund der französischen
Schanzarbeiten Abholzungen gegeben, wodurch aber, wie in einer 1812 erschienenen
Stadtbeschreibung pragmatisch festgestellt wurde, »die Aussicht freyer wurde«.29 Ab-
holzungen resultierten ebenso aus der Errichtung der »Maximilianischen« Befesti-
gungstürme in den 1830er Jahren, wobei es in diesem Fall primär um Flächen und
nicht um die Gewinnung von Brennholz ging :30 Holz für das Brennen der Ziegel in
den Linzer Ziegeleien bezog man aus Passau, Neuhaus und Gmunden, nur geringe
Mengen kaufte man vor Ort bei Bauern ein, teilweise wurden Wolfsegger Braunkohle
und Mauthausener Steinkohle genutzt.31 Auf andere punktuelle Abholzungen, die
ebenso im Kontext der Umnutzung von Flächen gesehen werden sollten, deutet auch
das Kartenmaterial des 19. Jahrhunderts hin.
Die größten zusammenhängenden Waldgebiete im Umland der Stadt bestanden
zu Beginn des 19. Jahrhunderts nördlich der Donau, am Pfenningberg (östlich von
Linz – vgl. Abb. 1) und am westlich von Linz gelegenen Kürnberg. Der Kürnberger-
wald wurde in den 1740er Jahren vom Stift Wilhering erworben und umfasste
– in den
1820er Jahren – rund 12 Quadratkilometer. Aber auch dieses Holz trug vermutlich
nichts zur Linzer Brennholzversorgung bei : Im Kürnbergerwald wurde der Großteil
der jährlich geschlagenen rund 1.100 Klafter Holz (840 Klafter) von lokalen Nutzern,
der Rest wohl vom Kloster (und seinen Dependancen) selbst verbraucht,32 für Holz-
lieferungen aus den Wäldern am Pfenningberg gibt es keine Hinweise.
Linz war vermutlich weitgehend von überregionalem Holzbezug abhängig. Dafür
lag Linz günstig : Mit der Donau und der Traun verfügte die Stadt über vergleichsweise
preiswerte Transportwege für Brennholz, zudem gab es in beiden Fällen flussaufwärts
waldreiche Gebiete. Dass Brennholzpreis zu einem erheblich Teil aus den Transport-
kosten bestand (wobei der Landtransport erheblich teurer war), zeigt ein Beispiel aus
den 1730er Jahren : Das Freihaus Kremsmünster bezog aus dem oberösterreichischen
Alpenvorland (möglicherweise aus der Gegend nahe Scharnstein) sechs Flöße mit
Buchenholz, wobei man vor Ort für die Flöße, die in Linz wohl ebenso zu Brennholz
verarbeitet wurden, 2 fl und für die Ladung 21 fl bezahlt hatte, der Wassertransport
auf der Traun bis Zizlau und die Maut in Wels hatten 11 fl 30 kr gekostet, schließlich
mussten noch 18 kr für den Wächter in Zizlau und 12 fl für den Transfer von dort
bis ins Linzer Freihaus bezahlt werden.33 Auf der Donau wurde das Brennholz mit
Schiffen und Flößen befördert, z. B. mit den »Kehlheimer« Schiffen, die 140 Klafter
28 LR E1f, Reg. 514 (205f.).
29 Heinse, Linz, 1. Aufl., 109 ; vgl. Pillwein, Beschreibung, 341.
30 Fink, Geschichte, 126.
31 Hillbrand, Türme, 80.
32 LR BVIII2, Reg. 808 (38f.) ; LR BVIII2, Reg. 885 (73f.).
33 LR BVI2, Reg. 1228 (179) ; vgl. Neweklowsky, Schiffahrt, Bd. 1, 614f.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364