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115Omnipräsenz
des Brennholzes |
Insgesamt scheint die Holzversorgung von Linz relativ problemlos funktioniert zu
haben, reale Knappheiten gab es vermutlich selten und nur punktuell : Speziell die
Kombination von Krise und verstärkter Nachfrage, etwa infolge eines kalten Winters,
scheint im Auftreten derartiger Knappheiten resultiert zu haben, wie das Beispiel der
Belagerung von Linz im Jänner 1742 nahelegt.44 Der Winter 1794/1795, der im De-
zember und Jänner überdurchschnittlich kalt war,45 habe, so ein ständischer Beamter,
nicht nur in Teuerung, sondern in einem »außerordentlichen Brennholzmangel« resul-
tiert, sodass »kein einziges Scheit mehr an der Lände« gewesen sei. Aber wenige Zei-
len später folgt die Relativierung : Man habe doch noch Brennholz beziehen können
(vgl. unten).46 Explizite Hinweise auf einen tatsächlichen Mangel sind in den Quellen
insgesamt kaum anzutreffen
– für Linz muss man wohl, wie das Joachim Radkau ange-
nommen hat, unter Klagen über »Holzmangel« eher die Absenz von günstigen Preisen
verstehen :47 Nun koste das »schlechteste« Brennholz bereits 30 Kreuzer pro Klafter,
beklagte der Verwalter des Lambacher Stiftshauses 1809 den »Mangel« an Brenn-
holz.48 Auch als 1797 im Linzer Stadtrat der »Holzmangel« diskutiert wurde, ging
es um die zu hohen Preise.49 Als Lösung etablierte man – wie in anderen Städten zu
dieser Zeit50 – einen zusätzlichen »städtischen« Holzplatz bei der Donaulände (im
»Fölsengarten«), wurde aber ansonsten nicht aktiv.51 Als Teil »staatlich-städtischer Ar-
menpolitik« wird man das nicht bezeichnen können.52 Gegen das Vorhandensein einer
latenten Knappheit spricht, dass die in Linz ansässigen Institutionen offenbar kein
Problem hatten, umfangreichere Holzmengen anzukaufen,53 zudem sind gewerbliche
Großverbraucher (wie Ziegelbrenner, die Wollzeugfabrik und die »k.k. Saliterey«) für
das 18. wie das 19. Jahrhundert in der unmittelbaren Umgebung der Stadt nachweis-
bar.54
Die Holzversorgung von Linz vollzog sich über den Holzhandel, in dem vor allem
Schiffmeister tätig waren und der – wie in anderen Städten – im 18. und 19. Jahrhun-
44 LR E1a, Reg. 298 (64).
45 Vgl. Tabelle 1 u. Strömmer, Klima-Geschichte, 239f.
46 LR BIIA41, Reg. 19946 (109 – 115).
47 Vgl. Radkau, Rätsel, 58 u. 61 ; Knoll, Wald, 206 ; vgl. zum Londoner fuel market : Cavert, Smoke, 110 – 121.
48 LR BIV, Reg. 957 (376).
49 AStL, HS 1084 (Stadtratsprotokoll 1797), fol. 143a.
50 Vgl. Knoll, Wald, 205 – 207 ; Johann, Holzversorgung, 91 u. 96 – 101 ; Zumbrägel, Holzströme, 352f.;
Sonnlechner/Winiwarter, Verbrauch, 72.
51 AStL, HS 1084 (Stadtratsprotokoll 1797), fol. 147b, 179a u. 213a.
52 Freytag/Piereth, Holzversorgung, 4 ; vgl. Knoll, Wald, 201 – 207.
53 Vgl. LZ/IB, 24.5.1816.
54 AStL, HS 399 (Bauraittung 1760), unpag. (»Holz-Rechnung«) ; OÖLA, Franziszeischer Kataster,
No.
1090 (Operat 1, Braune Mappe, Urfahr, Katastralschätzungs-Elaborat, undat.) ; ebd., No.
534 (Ope-
rat 2, Linz Untere Vorstadt, Katastralschätzungselaborat, undat.) ; der Jahresverbrauch der Wollzeugfab-
rik betrug gegen Ende des 18.
Jahrhunderts angeblich 3.000 – 4.000
Klafter (vgl. Pfeffer, Fabriksbau, 41).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364